Kunersdorf

[802] Kunersdorf, Dorf im preuß. Regbez. Frankfurt, Kreis West-Sternberg, an der Staatsbahnlinie Frankfurt a. O. – Posen, hat eine evang. Kirche und (1900) 832 Einw., ist bekannt durch die Niederlage Friedrichs d. Gr. gegen die Österreicher und Russen 12. Aug. 1759. Während Friedrich in Schlesien Dann gegenüberstand, schlugen die Russen die Preußen unter Wedell (23. Juli) bei Züllichau, nahmen Frankfurt a. O. und vereinigten sich mit Londons Österreichern. London und Saltykow standen mit 53,500 Mann regulärer und 15,000 Mann irregulärer Truppen auf dem rechten Ufer der Oder bei Frankfurt (s. den Plan). Der König eilte zur Deckung Berlins herbei, vereinigte sich mit Finck und Wedell, überschritt dann mit seinen 49,000 Mann bei Göritz unterhalb Frankfurt die Oder und rückte 12. Aug., früh 2 Uhr, am rechten Ufer dem Feind entgegen. Dieser war auf allen Seiten gedeckt. Die Preußen griffen nach ermüdendem Marsch zunächst den rechten russischen Flügel an, erstiegen nach heißem Kampf und trotz des heftigsten[802] Kartätscbenfeuers die Schanze, nahmen 70 Geschütze, eroberten K. und warfen die Russen zurück. Bereits nachmittags gingen Siegesboten nach Schlesien und Berlin, obwohl die Russen noch mehrere feste Punkte, namentlich den Spitzberg, innehatten, die der König, mit einem ha. ben Siege nicht zufrieden, trotz des Widerratens seiner Generale angriff. Doch ohne Erfolg. Der König rief den General Seydlitz mit der Reiterei von seinem Beobachtungsposten, London gegenüber, ab, worauf sich letzterer sofort mit seiner Reiterei auf die todesmatten Haufen der Stürmenden warf. Damit war um 7 Uhr abends die Schlacht für Friedrich verloren; sie endete mit wilder Flucht, und der König schrieb nach Berlin: »Alles ist verloren!« Ihm selbst wurden zwei Pferde unter dem Leib erschossen; eine Kugel prallte nur an einem Etui in seiner Brusttasche ab.

Karte zur Schlacht bei Kunersdorf (12. August 1759).
Karte zur Schlacht bei Kunersdorf (12. August 1759).

Er war in verzweifelter Stimmung und entschlossen, seinen Untergang nicht zu überleben. Die Preußen verloren 18,500 Mann (darunter 530 Offiziere, auch der Dichter Ewald v. Kleist, s. d. 1), 178 Geschütze, 28 Fahnen und Standarten, die verbündeten Russen und Österreicher 16,900 Mann. Die Uneinigkeit der Verbündeten entriß ihnen den Gewinn und rettete Preußen. Vgl. Laubert, Die Schlacht bei K. am 12. August 1759 (Berl. 1900); v. Eberhardt, Die Schlacht von K. am 12. August 1759 (das. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 802-803.
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