Seydlitz

[393] Seydlitz, Friedrich Wilhelm von, preuß. General, geb. 3. Febr. 1721 in Kalkar bei Kleve, gest. 8. Nov. 1773 in Ohlau, trat 1734 als Page in die Dienste des Markgrafen von Schwedt, 1740 in ein Kürassierregiment, wurde im ersten Schlesischen Kriege 1742 bei Ratibor gefangen, aber nach einigen Wochen ausgewechselt. Husarenrittmeister geworden, nahm S. im zweiten Schlesischen Krieg bei Hohenfriedeberg den sächsischen General v. Schlichting mit eigner Hand gefangen, wurde deshalb Major und zeichnete sich bei Soor durch geschickte Führung aus. Im Herbst 1752 ward er Kommandeur des 12. Dragonerregiments und 1753 des Kürassierregiments v. Rochow, 1755 Oberst und erwarb sich den höchsten Ruhm als Reiteranführer im Siebenjährigen Kriege. Bei Kolin warf er mit 10 Schwadronen ein Regiment Infanterie, dann 2 Reiterregimenter und drang bis an das zweite Treffen der Österreicher vor. Zwei Tage später Generalmajor geworden, schlug er 7. Sept. bei Pegau österreichische Kavallerie und vertrieb 19. Sept. mit 20 Schwadronen die Franzosen und die Reichsarmee aus Gotha. Kurz vor der Schlacht bei Roßbach zum Oberbefehlshaber der gesamten Kavallerie ernannt, entschied S. durch seinen glänzenden Reiterangriff den Sieg und wurde des wegen Generalleutnant sowie Inhaber des Kürassierregiments v. Rochow, lag aber verwundet über vier Monate krank in Leipzig. Den Rückzug aus Mähren durch Böhmen nach Schlesien im Sommer 1758 hatte S. mit der Kavallerie zu decken und bestand bei Chlumetz ein rühmliches Gefecht, führte bei Zorndorf die Kavallerie des linken Flügels, zuletzt 61 Schwadronen; er führte den entscheidenden Angriff auf die Russen aus und eroberte im Feuer eine Batterie. Als bei Hochkirch der Rückzug angetreten wurde, deckte ihn S. mit der Kavallerie. Bei Kunersdorf gab er auf ausdrücklichen Befehl des Königs seine treffliche Stellung Laudon gegenüber auf, unterstützte den letzten unglücklichen Angriff auf die Russen und wurde durch einen Kartätschenschuß schwer verwundet. In Berlin verheiratete er sich mit einer Gräfin von Hacke, ließ sich aber bald wieder scheiden und begab[393] sich dann wieder zur Armee. An der Verteidigung Berlins gegen die Russen im Herbst 1760 nahm er erfolgreichen Anteil, kam im Mai 1761 zur Armee des Prinzen Heinrich und hatte am Siege bei Freiberg 1762 hervorragenden Anteil. Nach dem Frieden mit der Inspektion aller in Schlesien stehenden Kavallerieregimenter betraut, wurde S. 1767 General der Kavallerie. In Berlin wurde ihm 1784 auf dem Wilhelmsplatz eine Statue errichtet, 1889 erhielt das 7. (Magdeburgische) Kürassierregiment seinen Namen. Vgl. Graf v. Bismark, Die königlich preußische Reiterei unter Friedrich d. Gr. (Karlsr. 1837); Kähler, S. in seiner Bedeutung für die Reiterei (Berl. 1874); Buxbaum, Seydlitz (3. Aufl., Rathenow 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 393-394.
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