[399] Lemming (Myodes Pall.), Gattung der Nagetiere aus der Familie der Wühlmäuse (Arvicolidae), kleine, sehr gedrungen gebaute, kurzschwänzige Tiere mit großem Kopf, tief gespaltener Oberlippe, kleinen, rundlichen Ohren, kleinen Augen, fünfzehigen, auch auf den Sohlen dicht behaarten Füßen und großen Sichelkrallen. Man kennt vier Arten im Norden der Alten und der Neuen Welt. Der norwegische L. (M. Lemmus Pall., s. Tafel »Nagetiere III«, Fig. 7, und Tafel »Arktische Fauna«, Fig. 5) ist 13 cm lang, mit 2 cm langem Schwanz, auf der Oberseite braungelb, dunkel gefleckt, auf der Unterseite fast sandfarben, mit gelbem Schwanz und gelben Pfoten und zwei gelben Streifen in der Augengegend, bewohnt die nördlichen Teile Skandinaviens und Nordamerikas, besonders die höhere Gebirgsregion, aber auch die Tundra, lebt gesellig in kleinen Höhlungen, unter Steinen oder im Moose, schürft im Winter lange Gänge in den Schnee und baut darin ein Nest aus Gras. Die Lemminge sind an manchen Orten sehr gemein; sie nähren sich von dem kümmerlichen Pflanzenwuchs ihrer Heimat, besonders von Flechten, und tun nur selten den Feldern erheblichen Schaden. Eine große Anzahl von Feinden und klimatische Verhältnisse verhindern zu starke Vermehrung der Tiere. In fruchtbaren Jahren, die Überproduktion erzeugen, unternehmen sie große Wanderungen, über die sehr viel gefabelt worden ist. Auf diesen Wanderungen brechen auch Krankheiten aus, und die vorangehenden Scharen werden von den nachfolgenden in die Flüsse und Fjorde getrieben. Der L. ist ungemein lebhaft und erregbar, verrät sich daher stets durch Quieken und Grunzen, flieht zwar bei einem Angriff, setzt sich[399] aber, in die Enge getrieben, energisch zur Wehr und benimmt sich dann wie ein Hamster. In Lappland wird der L. in Notjahren gegessen. In der Pleistocänzeit war der L. in Mitteleuropa bis Polen, Ungarn, Belgien, Frankreich und die Schweiz verbreitet und dehnte seine Wanderungen bis Portugal aus.