Leroyer

[437] Leroyer (spr. lörŭajē), Elie, franz. Minister, geb. 1816 in Gent von französischen Eltern reformierter Konfession, gest. 22. Febr. 1897 in Paris, arbeitete als Advokat in verschiedenen Städten. Nach dem Sturz des Kaiserreichs 4. Sept. 1870 ward er zum Generalprokurator von Lyon ernannt. Am 8. Febr. 1871 zum Mitgliede der Nationalversammlung gewählt, schloß er sich der republikanischen Linken an und wurde Vizepräsident der Union républicaine. Er war einer der begabtesten Redner der Versammlung. Als 31. März 1873 der reaktionäre Antrag auf Umänderung der Gemeindeverfassung von Lyon (um die Simultanschulen beseitigen zu können) in der Nationalversammlung verhandelt wurde, reizte L. durch seine Verteidigung des Lyoner Gemeinderats ein Mitglied der Rechten zu einer Unterbrechung, die der Präsident Grévy tadelte, weswegen die Rechte diesen zum Rücktritt zwang. 1876 ward er zum Senator auf Lebenszeit erwählt und war auch im Senat Präsident der republikanischen Linken. Am 4. Febr.[437] 1879 übernahm er das Justizministerium und begann die richterlichen Kollegien von bonapartistischen und klerikalen Elementen zu reinigen, fiel aber bereits im Dezember 1879 und war 1882 bis Februar 1893 Präsident des Senats.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 437-438.
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