Leuchtende Wolken

[459] Leuchtende Wolken (silberne Nachtwolken), seit 1885 im Sommer in Deutschland, Holland, der Schweiz und in Nordamerika (auf der südlichen Halbkugel im Dezember) beobachtete Wolken, die seit ihrem ersten Auftreten eine Abnahme zeigen, seltener und immer später auftreten und auch an Ausdehnung zurückgehen. Einige Zeit nach Sonnenuntergang bildet sich innerhalb des Dämmerungssegments, d.h. desjenigen Teiles des Himmels, der nach Untergang oder vor Ausgang der Sonne von ihren Strahlen beleuchtet wird und als verwaschener Halbkreis im Dämmerlicht erscheint, eine cirrusartige Bewölkung, die sich durch eine ungewöhnliche Helligkeit und silberartiges Weiß auszeichnet und in der Nähe des Horizonts goldgelb erscheint. Anfänglich sind die Wolken mehr oder weniger über den ganzen Himmel verbreitet, sind aber wenig bemerkbar, bis sich die Erscheinung bei abnehmendem Tageslicht und tiefer unter den Horizont sinkender Sonne allmählich nach NW. zurückzieht, während der Glanz der Wolken etwas zunimmt. L. W. sind im Unterschied von Cirruswolken innerhalb des Dämmerungssegments immer heller als der umgebende Himmel und verschwinden vollständig, sobald die Grenze zwischen dem Dämmerungs- und dem Nachthimmel über sie hinweggeht. Cirruswolken stehen in Höhen von selten mehr als 13 km, l. W. dagegen in Höhen von ca. 80 km; sie bewegten sich 1890 im wesentlichen von NO. nach SW. mit einer Geschwindigkeit von 100 m in der Sekunde. Nach Jesse sind bei dem Ausbruch des Krakatau (s. d.) 1883 feinste Zerstäubungsprodukte glasartiger Lava und Kondensationsprodukte vulkanischer Dämpfe in große Höhen geschleudert worden und werden dort von der Sonne beleuchtet. Vgl. O. Jesse in der »Meteorologischen Zeitschrift«, 1892, und in den »Astronomischen Nachrichten«, 1896.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 459.
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