[503] Libau, Stadt im russ. Gouv. Kurland, auf einer Nehrung am Ausfluß des Libauschen Sees (s. den Stadtplan, S. 504), Endpunkt der Eisenbahn L.-Romny und der Schmalspurbahn L.-Hasenpoth, hat eine griechisch-kath. Kirche, die römisch-kath. Dreifaltigkeitskirche (mit großer Orgel) und 2 luther. Kirchen, eine Synagoge und (1897) 64,505 Einw. Der Nationalität nach überwiegen die Deutschen. Die Industrie, früher ganz unbedeutend, hat sich seit einiger Zeit sehr entwickelt. Es gibt unter andern eine Gasfabrik, 4 Eisengießereien, 3 Bierbrauereien, eine Drahtfabrik, eine Dampfsägemühle, chemische Fabriken, Ölschlägereien, Dampfmahlmühlen, Kork- und Linoleumfabriken. Der Handel hat einen großen Aufschwung erfahren. Der Wert der Ausfuhr betrug[503] 1902: 44,618,232 Rubel (1901: 57,8 Mill.), der der Einfuhr 17,307,723 Rub. Die erstere besteht namentlich in Getreide, insbes. Hafer, Spiritus, Flachs, Petroleum, Ölkuchen, Leinsamen, Pferden, Holz; die letztere in Steinkohlen, landwirtschaftlichen Maschinen, Kolonialwaren, Eisen, Kupfer, Heringen und Baumaterialien. An der Einfuhr sind besonders Großbritannien und Deutschland beteiligt, an der Ausfuhr daneben noch Frankreich und die Niederlande. Der Handelshafen, bestehend aus dem ehemaligen Winterhafen und dem Hafenkanal, ist vortrefflich, meist das ganze Jahr hindurch eisfrei und neuerdings auf 7 m vertieft worden. Er wird von Kais in einer Länge von 3200 m umgeben.
Ein großer, 1893 begonnener Kriegshafen, Hafen Kaiser Alexanders III. genannt, geht seiner Vollendung entgegen. Die Zahl der eingehenden Schiffe war 1902: 1843 mit 616,858 Reg. Ton. Rauminhalt. L. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es besitzt 2 Leuchttürme, ein Gymnasium, Realschule, eine Navigationsschule, ein Theater, eine Schiffswerft, 3 Banken und eine Sparkasse. In der Nähe Schwefelquellen. Vgl. Wegner, Geschichte der Stadt L. (Libau 1898) und obenstehenden Plan.