[504] Libelle (lat. libella, Diminutivform von libra, »Wage«, Niveau, Wasserwage), ein allseitig geschlossenes, mit einer Flüssigkeit gefülltes Gefäß, in dem nur ein kleiner Luftraum, eine Luftblase, übrigbleibt, die stets die oberste Stelle einnimmt, so daß die L. zur Prüfung der horizontalen Lage von Flächen und Linien benutzt werden kann. Man unterscheidet Dosen- und Röhrenlibellen (auch Dosen-, bez. Röhrenniveaus genannt). Die Dose, bez. Röhre von Glas ist innerlich zentrisch, bez. tonnenförmig um die Längenachse der Röhre so geschliffen und das messingene Gehäuse für dieselben so beschaffen, daß, wenn dessen ebener Boden auf einer horizontalen Fläche aufgesetzt ist, jedesmal die Luftblase eine oben in der Mitte deutlich markierte Stelle einnimmt. Feinere Libellen sind meist mit Äther gefüllt und luftdicht verschlossen. An Instrumenten, Fernrohren u. dgl. angebracht, dienen sie zum Wagerechtstellen derselben. Auch zur Messung von kleinen Neigungswinkeln können die Libellen gebraucht werden. Sie müssen zu diesem Zweck eine Teilung haben,[504] und der Wert eines Teilstrichs (die Empfindlichkeit der L.) muß in Bogenwert ermittelt werden (s. Justieren). Bei neuern Nivellierinstrumenten findet man häufig Reversions- oder Doppellibellen, das sind Libellen, die auf zwei Seiten, oben und unten, geschliffen und eingeteilt sind und nach Umdrehung auf beiden Seiten gebraucht werden können. Sie dienen dazu, die Ungleichheit der Ringdurchmesser des Nivellierfernrohrs zu bestimmen, bez. zu eliminieren.