Liven

[625] Liven, ein dem finnischen Stamm angehöriges, den Kuren und den Esthen nahe verwandtes Volk, das den südwestlichen Teil des heutigen Livland, vom Fluß Salis bis zur Düna und vom Rigaischen Meerbusen bis zum Burtnecksee und Kokenhusen, bewohnte, das jetzt aber nur noch an der äußersten Nordküste der Halbinsel Kurland sich erhalten hat, wo es in einer Zahl von (1881) 3562 Köpfen in 14 Dörfern lebt. Die L. unterscheiden sich streng von ihren Nachbarn, den Letten, kennen aber selbst das Wort L. nicht und nennen sich Randal ist (Strandbewohner). Sie sind Leute von hohem, schlankem Wuchs mit braunem, selten blondem Haar, grauen oder braunen Augen und mäßig langem, ziemlich breitem Kopf. Haupterwerbszweige sind Fischerei und Seefahrt. Sie sind Lutheraner, zeigen aber in Sitten und Gebräuchen noch viel Heidnisches. – Die livische Sprache, die alte Sprache Livlands, jetzt nur noch von den wenigen L. gesprochen, gehört zu dem finnisch-ugrischen Zweig des uralaltaischen Sprachstammes und ist am nächsten mit dem Finnischen und Esthnischen verwandt. Eine Grammatik und ein Wörterbuch lieferte Sjögren (hrsg. von Wiedemann, Petersb. 1861). Vgl. v. Parrot, Entwickelung der Sprache, Abstammung, Geschichte, Mythologie und bürgerlichen Verhältnisse der Liwen, Lätten, Eesten bis zur Einführung des Christentums (Stuttg. 1828, 3 Tle.); Waldhauer, Zur Anthropologie der L. (Dorpat 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 625.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika