Logau

[659] Logau, Friedrich, Freiherr von, Epigrammendichter, geb. im Juni 1604 in Brockut bei Nimptsch in Schlesien, gest. 25. Juli 1655 (oder 1656) in Liegnitz, besuchte 1614–25 das Gymnasium in Brieg, studierte später die Rechte vermutlich in Frankfurt a. O., trat als Kanzleirat in die Dienste des Herzogs von Liegnitz, war seit 1648 Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, bei der er den Namen »der Verkleinernde« führte. Seine Epigramme gab er unter dem Namen Salomon v. Golaw (Anagramm von Logau) heraus (»Erstes Hundert deutscher Reimensprüche«, Bresl. 1638; »Deutscher Sinngedichte Drey Tausend«, das. 1654). Die meisten seiner Epigramme bewegen sich außerhalb der gewöhnlichen Sphäre dieser Dichtungsart. Sie sind originell und glücklich erfunden und tragen das Gepräge eines kräftigen Gemüts und eines hohen sittlichen Adels, lassen aber auch erkennen, daß L. durch die Zeitereignisse und durch persönliches Mißgeschick erregt und schwermütig gestimmt war. Das Hofleben, der Verfall des Vaterlandes infolge der Kriegsnot, Unsittlichkeit und Charakterfehler aller Art, die herrschende ausländische Kleidertracht und andre öffentliche Mißstände sind es vorzugsweise, die seine Satire trifft. Vers und Sprache zeigen Opitzschen Einfluß, doch erinnert gerade in den bessern Epigrammen der Ausdruck oft an das volkstümliche Sprichwort. Ramler und Lessing veranstalteten eine am sprachlichen Ausdruck willkürlich bessernde Auswahl seiner bald in Vergessenheit geratenen »Sinngedichte«, mit Anmerkungen über die Sprache des Dichters (Leipz. 1759; 2. Aufl. 1791, 2 Bde.; vgl. darüber die Schrift von Heuschkel, das. 1902). Eine vollständige Ausgabe seiner Gedichte besorgte Eitner (Stuttg., Literarischer Verein, 1872), der auch eine Auswahl (Leipz. 1870, mit ausführlicher biographischer Einleitung) herausgab.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 659.
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