Lucilĭus

[767] Lucilĭus, 1) Gajus, röm. Dichter, geb. um 180 v. Chr. zu Suessa Aurunca in Kampanien, gest. 103 in Neapel, aus begütertem latinischem Rittergeschlecht, lebte in Rom in vertrautestem Verkehr mit dem jüngern Scipio, den er auch in den Numantinischen Krieg begleitete, und Lälius. Durch ihn hat die römische Satire die Form erhalten, unter der sie später von Horaz, Persius und Juvenal ausgebildet worden ist. Wie die Fragmente seiner von Zeitgenossen und Spätern trotz mancher Nachlässigkeiten in der Form hochgeschätzten 30 Bücher Satiren zeigen, waren seine Gedichte in verschiedenen Metren, überwiegend aber in Hexametern abgefaßt und behandelten alle Erscheinungen des politischen, sozialen und wissenschaftlichen Lebens wie eigne Erlebnisse in ungezwungenster Weise mit größtem Freimut und oft derbem, aber gesundem Humor, nicht selten mit rücksichtslosem Spott der herrschenden Verkehrtheiten. Sammlung der Fragmente von L. Müller (Leipz. 1872), Lachmann (Berl. 1876) und Marx (Leipz. 1905). Vgl. L. Müller, Leben und Werke des L. (Leipz. 1876).

2) L. junior, Freund des Philosophen Seneca, gilt, wiewohl ohne sichern Grund, für den Verfasser eines didaktischen Gedichts: »Aetna«, in 645 Hexametern über den Ätna und seine vulkanischen Erscheinungen, das vor dem Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. geschrieben ist. Ausgaben von Munro (Cambridge 1867), Haupt (in der 2. Ausg. des Vergil, Leipz. 1873), Sudhaus (das. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 767.
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