[49] Madrigāl (ital., jüngere Form mandriale, von matricale = maternum), ursprünglich ein einfaches Volkslied. Zu Anfang des 14. Jahrh. bemächtigten sich die italienischen Kunstdichter dieser Form. Aus 811 Elfsilbern in bestimmter Reimordnung bestehend, wurde es unter ihren Händen zu einem reizenden Idyll, so bei Petrarca, Sacchetti und Donati. Im 16. Jahrh. schon ändert es seine Form und nimmt auch Siebensilber auf. Später löst es sich von jeder metrischen Regel. Man nennt so jedes aus Elf- und Siebensilbern bestehendes Gedichtchen, das mit irgend einer witzigen Wendung, einem Kompliment oder einem zierlichen Gedanken schließt. Von Italien kam es schon frühzeitig nach Frankreich und Deutschland, lange eifrig gepflegt, z. B. von Gerbert de Montreuil, Lainez, Moncrif, Hagedorn, Götz, Gotter, Voß, Manso, Goethe, A. W. Schlegel. Vgl. Strümpell, Das französische M. vom 16. bis zum 19. Jahrhundert (Braunschw. 1873); Carducci, Opere, Bd. 8, S. 324 ff. (Bologna 1893); Biadene, Rassegna bibliografica della letteratura italiana, Bd. 6 (Pisa 1898); Voßler, Das deutsche M. (Weim. 1898). In der Musik erscheint das M. bereits seit Anfang des 14. Jahrh. als zunächst zweistimmiges, seltener dreistimmiges Kunstlied bei den Florentiner Meistern des neuen kontrapunktischen Stils (Giovanni da Cascia, Ghirardello, Landino), tritt aber im 15. Jahrh. wieder zurück gegen die französischen und niederländischen Chansons. Erst im zweiten Drittel des 16. Jahrh. steigt es wieder zu noch höherer Bedeutung, und zwar in vier- bis sechsstimmiger, überwiegend fünfstimmiger Bearbeitung. Die Glanzzeit des Madrigals beginnt 1539 mit dem ersten Buche der fünfstimmigen Madigrale Arcadelts (s. d.). Im 17. Jahrh. wurde das M. durch die monodischen Kompositionen (Arien, Kantaten) zurückgedrängt, doch bildete sich noch 1741 in London eine M.-Society zur Konservierung der Kunstform. Vgl. Emil Vogel, Bibliothek der gedruckten weltlichen Vokalmusik Italiens (Berl. 1892, 2 Bde.).