Magenfistel

[65] Magenfistel, ein Fistelgang, der die Magenwand und die Bauchwand durchsetzt, entsteht nach vorheriger entzündlicher Verklebung, Verwachsung zwischen Magen- und Bauchwand, durch Durchbruch eines Magengeschwürs oder eines Abszesses, oder sie bleibt nach Verletzungen zurück, oder sie wird bei Undurchgängigkeit der Speiseröhre (z. B. infolge von Krebs) künstlich angelegt (Gastrotomie), um den Kranken vor dem Hungertode zu retten. Man schließt eine nicht beabsichtigte M., indem man ihre Ränder anfrischt und durch Naht verbindet. Je nach der Lage und Größe der M. verursacht sie verschiedene Beschwerden,[65] und infolge des Verlustes an Säften leidet die Ernährung beträchtlich. Bei künstlich angelegter M. läßt man daher einen Trendelenburgschen Obturator tragen, um das Ausfließen von Magensaft zu verhindern. Patienten mit M. wurden von Physiologen zum Studium des Verdauungsprozesses benutzt, so namentlich von William Beaumont, der an dem kanadischen Jäger San Martin sehr lehrreiche Beobachtungen über die Absonderung und die Wirkung des Magensaftes anstellte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 65-66.
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