[267] Marcello (spr. -tschello), 1) Benedetto, Komponist, geb. 24. Juli 1686 in Venedig, gest. 24. Juli 1739 in Brescia, in der Musik Schüler von Gasparini und Lotti, studierte die Rechte und war 14 Jahre lang Mitglied des Rats der Vierzig in Venedig, wurde 1736 Proveditore zu Pola und 1738 Kämmerling zu Brescia. Als Komponist zählt M. zu den besten der letzten Ausläufer der venezianischen Schule; doch ist seinen Werken eine gewisse Nüchternheit und sterile Korrektheit eigen, die ihn gegen viele Zeitgenossen auch in Italien zurücktreten läßt. Besondern Rufes genießen seine Kompositionen der Giustinianischen Bearbeitung von 50 Psalmen Davids (Estro poetico, 172427, 8 Bde., auch in mehreren spätern Ausgaben). Im übrigen schrieb er Messen, Lamentationen und andre Kirchenkompositionen, auch Oratorien, einige Opern sowie Canzoni madrigalesche (1717) und zahlreiche Instrumentalwerke (fünfstimmige Concerti 1701, fünfstimmige Sonaten 1712, Triosonaten, Klaviersonaten u. a.). M. war auch ein ausgezeichneter Gesanglehrer; seine namhafteste Schülerin war Faustina Bordoni (s. Hasse 1). Unter seinen schriftstellerischen Arbeiten ist die bedeutendste: »Il teatro alla moda« (1720), eine geistvolle Satire auf die Mißbräuche im Opernwesen seiner Zeit. Nach ihm ist die bedeutendste Musikschule Venedigs Liceo Benedetto Marcello (seit 1877) benannt. Sein Leben beschrieben Sacchi (Vened. 1788) und Busi (Bologna 1884).
2) Pseudonym, s. Colonna de Castiglione.