[458] Maultier und Maulesel, Bastarde von Pferd und Esel. Der Maulesel (Equus hinnus), der Bastard von Pferdehengst und Eselstute, hat die unansehnliche Gestalt, die geringe Größe und die längern Ohren der Mutter und vom Pferd nur den dünnern und längern Kopf, die vollern Schenkel, den seiner ganzen Länge nach behaarten Schwanz und die wiehernde Stimme. Man gebraucht die genügsamen und widerstandsfähigen Maulesel als Lasttiere, sie werden aber seltener (Spanien, Sizilien, Istrien und Abessinien) gezüchtet als das nützlichere Maultier. Das Maultier (E. mulus, s. Tafel »Einhufer«, Fig. 3), der Bastard von Eselhengst und Pferdestute, hat fast die Größe und Gestalt des Pferdes, unterscheidet sich von diesem aber besonders durch die Form des Kopfes, die längern Ohren, den an der Wurzel kurzbehaarten Schwanz, die schmächtigen Schenkel und die schmälern Hufe, die an den Esel erinnern. Es ähnelt in der Färbung gewöhnlich der Mutter, hat aber die Stimme des Vaters. Da Pferd und Esel sich niemals freiwillig kreuzen, so bedarf es zur Züchtung der Bastarde besonderer Kunstgriffe. Gewöhnlich verbindet man der Pferdestute, die durch einen Eselhengst beschlagen werden soll, die Augen, führt ihr auch wohl zuvor einen schönen Pferdehengst vor und vertauscht diesen dann mit dem Esel. Mit dem Pferdehengst verfährt man ebenso. Viel leichter lassen sich Pferd und Esel zur Paarung bringen, wenn sie zusammen erzogen und von Jugend auf aneinander gewöhnt sind. Dies benutzten schon die alten Römer, und in Spanien und Südamerika beobachtet man noch jetzt dieses Verfahren. Die Pferdestute trägt das Maultier etwas länger als ihr eignes Fohlen, und sehr häufig sind Fehlgeburten; das neugeborne Maultier steht aber weit eher auf den Beinen als das junge Pferd, auch dauert sein Wachstum länger; unter vier Jahren darf man es nicht zur Arbeit anhalten, dafür ist es aber auch meist bis zum 20. und 30., ja nicht selten bis zum 40. Jahr brauchbar. Das Maultier vereinigt die Genügsamkeit und Ausdauer, den sanften, sichern Tritt des Esels mit der Kraft und dem Mute des Pferdes. Ein gutes Maultier legt mit einer Last von 150 kg täglich 67 Meilen zurück und geht auf den schwierigsten Pfaden mit der größten Sicherheit. In Spanien benutzt man es auch allgemein als Zugtier. In Südfrankreich, Neapel, Sizilien und Oberösterreich werden ebenfalls Maultiere gezogen. Nordamerika züchtet sehr große, schöne und leistungsfähige Maultiere und führt solche in Europa ein. Maultiere und Maulesel pflanzen sich zwar in der Regel nicht fort; doch sind seit den ältesten Zeiten Beispiele bekannt, daß diese Blendlinge wiederum Junge (in Italien Bardotto, in Spanien Burdegano, Machoromo genannt) erzeugten. Das Maultier wird schon im Alten Testament erwähnt. Seine Zucht war den Juden verboten. Bei den Römern war es sehr geschätzt. Es spielte bei der Kolonisierung Südamerikas eine hervorragende Rolle.