Metallindustrieschulen

[677] Metallindustrieschulen, gewerbliche Lehranstalten zur Ausbildung von Technikern für alle Zweige der Eisen-, Stahl- und Metallindustrie. Man unterscheidet Maschinenbauschulen (s. d.), Hüttenschulen und Fachschulen für Kleineisen- und Stahlindustrie sowie für Bronze- und Messingwarenfabrikation. In Preußen sind den königlichen Maschinenbauschulen in Duisburg (1882 in Bochum gegründet) und Gleiwitz Hüttenschulen angegliedert, welche die Aufgabe haben, junge Leute mit guter Volksschulbildung und vierjähriger praktischer Tätigkeit in Hüttenwerken in einem zweijährigen Kursus zu Technikern und Betriebsbeamten für Eisen-, Kupfer-, Blei- und Zinkhütten heranzubilden, ferner für Walzwerke, Kokereien, Glashütten sowie zur Tätigkeit in Hüttenlaboratorien und in der chemischen Großindustrie. Die Fachschulen für Kleineisen- und Stahlindustrie in Remscheid (gegründet 1882), Schmalkalden, Siegen und Solingen bilden junge Leute von guter Volksschulbildung (auch ohne vorherige praktische Tätigkeit) in zweijährigem Kursus (ein dritter Jahreskurs dient zur Ergänzung) vorwiegend durch Werkstättenunterricht zu Schlossern, Schmieden und Drehern, speziell für die erwähnten Industriezweige, aus. Gleiche Aufnahmebedingungen hat die Fachschule für Metallindustrie in Iserlohn, deren Lehrpläne die Bronze- und Messingwarenindustrie ganz besonders berücksichtigt. Bei dreijähriger Unterrichtsdauer erfolgt die Ausbildung hauptsächlich in Lehrwerkstätten. Die Schule zerfällt in drei Abteilungen: 1) für Modelleure, Ziseleure, Graveure, 2) für Kunstschmiede, Kunstschlosser, Dreher und Drücker, 3) Galvanoplastik, Galvanostegie und Metallfärbung für Former und Metallgießer. An sämtlichen Schulen bildet eine Reifeprüfung den Abschluß des Unterrichts. Alle erwähnten Lehranstalten unterstehen dem Minister für Handel und Gewerbe. Die besondern Berechtigungen der Maschinenbauschulen für den Staatsdienst siehe daselbst. In Österreich besteht in Steyr (seit 1874) die mit einer Versuchsanstalt verbundene Fachschule für Stahl- und Eisenindustrie; es werden dort speziell Messerschmiede ausgebildet. Vgl. Simon, Die Fachbildung des preußischen Gewerbe- und Handelsstandes im 18. und 19. Jahrhundert (Berl. 1902); »Zeitschrift für gewerblichen Unterricht« (Leipz., seit 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 677.
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