Michajlowskij

[760] Michajlowskij, Nikolai Konstantinowitsch, russ. Publizist, Soziolog und Kritiker, geb. 7. Dez. (25. Nov.) 1842 in Meschtschowsk (Kaluga), gest. 10. Febr. (28. Jan.) 1904, aus einer armen Adelsfamilie, wurde im Bergkorps bis zu den Spezialklassen vorgebildet, trat seit 1860 als Kritiker und Schriftsteller in verschiedenen russischen Zeitschriften auf, übersetzte 1867 Proudhons Werke über die französische Demokratie und war 1877–84 Mitredakteur der »Vaterländischen Denkwürdigkeiten«, wofür er die wichtigsten soziologischen und kritischen Artikel selbst verfaßte. 1885 wurde er Redakteur des »Nordischen Boten«, seit 1890 der Zeitschrift »Russischer Reichtum«. Er bekämpft den Utilitarismus und vertritt den Idealismus, den Dienst fürs Gemeinwohl gegenüber dem Egoismus. Er wandte sich gegen Spencers Theorie von Evolution und Dissolution, ebenso gegen L. Tolstois Satz: »Widerstehe nicht dem Übel«. Er tritt überall für die Anwendung wissenschaftlicher Forschung für das Leben ein. Sein Ideal ist die richtige Entwickelung der Persönlichkeit. Gesammelt erschienen seine Werke in 6 Bänden (2. Aufl., Petersb. 1887–88); von Sonderausgaben sind zu erwähnen: »Kritische Versuche« (3 Bücher, 1887–90), die biographischen Schriften »Lew Tolstoj« (1887), »Schtschedrin« (1890) und »Literatur und Leben« (Selbstbiographisches, 1892).[760]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 760-761.
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