Molekularkräfte

[33] Molekularkräfte, die zwischen den Molekülen (s. d.) eines Körpers oder zwischen den Atomen eines Moleküls wirksamen Kräfte (s. Materie). Mit der Annahme individueller kleinster Teilchen (Atome) ist notwendig die Vorstellung verknüpft, daß diese Teilchen sich nicht unmittelbar berühren, sondern durch leere (d.h. nur mit Äther erfüllte) Zwischenräume (Molekularinterstitien) voneinander getrennt sind. Wenn aber die Moleküle eines Körpers oder die Atome eines Moleküls nicht unmittelbar zusammenhängen, so müssen Kräfte zwischen ihnen tätig sein, die ihren Zusammenhalt bewirken, ähnlich wie die Gravitation das Planetensystem zusammenhält. Die Stärke dieser M. nimmt mit der gegenseitigen Entfernung der Teilchen sehr rasch ab und wird schon in äußerst kleiner [33] Entfernung unmerklich; diese Entfernung (nach Quincke etwa 50 millionstel Millimeter) heißt der Radius der Wirkungssphäre. Man nennt die molekulare Anziehungskraft, welche die Moleküle in ihrem Verbande zu einem Körper zusammenhält, Kohäsion, und wenn sie das Aneinanderhaften verschiedener Körper bewirkt, Adhäsion. Die Anziehungskraft zwischen den Atomen, welche die chemische Verbindung derselben zu gesetzmäßig aufgebauten Atomgruppen (Molekülen) bewirkt, nennt man chemische Verwandtschaft oder Affinität. Ebenso wie die Arbeitsleistung bei Überwindung von Gravitationskräften Aufspeicherung von Energie in Form von potentieller Energie (Energie der Lage, Distanzenergie) bedingt, erzeugt Arbeit gegen die M. potentielle Energie, z. B. bei Dehnung eines elastischen Körpers Volumenergie (Energie elastischer Spannung), beim Aufblasen einer Seifenblase Oberflächenenergie durch Überwindung der Oberflächenspannung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 33-34.
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