Montholon

[107] Montholon (spr. mongtolóng), Charles Tristan de M., Graf von Lee, Generaladjutant des Kaisers Napoleon I., geb. 21. Juli 1783 in Paris aus einer[107] alten Juristenfamilie, gest. 24. Aug. 1853, zeichnete sich schon 1792 als Marineschüler während der Expedition nach Sardinien aus, trat 1798 in ein Kavallerieregiment und wurde 1807 zum Obersten befördert. 1809 zum Kammerherrn ernannt, ward er in die unmittelbare Nähe des Kaisers gezogen und führte mehrere diplomatische Missionen aus; 1814 wurde er Brigadegeneral, war während der Hundert Tage Generaladjutant Napoleons und folgte ihm sodann nach St. Helena. Von Napoleon mit der Vollstreckung seines Testaments und der Bewahrung eines Teils seiner Manuskripte betraut, gab er mit dem General Gourgaud die »Mémoires pour servir à l'histoire de France sous Napoléon, écrits à Ste-Hélène sous sa dictée« (Par. 1822–25, 8 Bde.; 2. Aufl. 1830; auch Berl. 1822–25, 8 Bde., und zugleich deutsche Ausgabe) heraus. Da er an dem Unternehmen Ludwig Napoleons in Boulogne 1840 teilgenommen, ward er verhaftet und vom Pairshof zu 20jähriger Hast verurteilt. Die Februarrevolution 1848 gab ihm die Freiheit wieder, und 1849 wurde er in die Legislative gewählt. M. schrieb: »Récits de la captivité de l'empereur Napoléon à Ste-Hélène« (1846, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1846). Seiner Gemahlin hinterlassene Denkwürdigkeiten sind vom Grafen Fleury herausgegeben worden: »Souvenirs de Ste-Hélène, par la comtesse de M., 1815–1816« (Par. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 107-108.
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