[157] Morray (spr. mórre), James Stuart, Graf von, natürlicher Sohn Jakobs V. von Schottland und der Margarete, Tochter des Lords Erskine, geb. 1531, gest. 23. Jan. 1570, erhielt im siebenten Jahre, für den geistlichen Stand bestimmt, das Priorat von St. Andrews, ward aber nach dem Tode seines Vaters von seiner Mutter nach dem Schloß Lochleven mitgenommen und in deren ehrgeizige Pläne gezogen. 1548 begleitete er seine Halbschwester, die sechsjährige Königin Maria Stuart, nach Frankreich. Nach Schottland zurückgekehrt, trat er zur protestantischen Partei über und spielte infolge des Vertrauens, das die jugendliche Königin ihm schenkte, in Schottland eine bedeutende Rolle. Hauptsächlich auf seinen Rat suchte Maria, 1561 nach ihrem Reiche zurückgekehrt, ein erträuliches Verhältnis zu Elisabeth anzubahnen. Er behielt zunächst die Leitung der Geschäfte, trat der Königin aber, als sie sich 1565 mit Darnley vermählte und nun eine mehr katholische Politik verfolgte, offen entgegen und wurde infolgedessen mit andern protestantischen Lords zur Flucht nach England genötigt. Nach Riccios Ermordung kehrte M. im März 1566 nach Schottland zurück, begab sich aber nach Darnleys Ermordung (an der er keinen sicher nachweisbaren Anteil hatte) wiederum ins Ausland, nach Frankreich, und wurde nach Marias Gefangennahme und Abdankung 1567 zum Regenten des Landes für den jungen Jakob VI. ernannt. Als die Königin aus ihrer Hast entkommen war, eilte er mit 4000 Mann herbei und zerstreute ihren Anhang 13. Mai 1568 zu Langside, worauf Maria nach England floh. Auf den Konferenzen von York und Westminster suchte er die Schuld seiner Schwester an der Ermordung Darnleys nachzuweisen. Er wurde 23. Jan. 1570 aus Privatrache meuchlerisch ermordet.