Jakob [1]

[153] Jakob (hebr., »Fersenhalter«, »Überlister«, auch Israel genannt), Sohn Isaaks und Rebekkas, nachgeborner Zwillingsbruder Esaus, Stammvater Israels. Nach den biblischen Berichten flüchtete er vor seinem Bruder Esau, dem er für ein Linsengericht das Recht der Erstgeburt abgekauft und unter Beistand seiner Mutter vom Vater den Segen des Erstgebornen erlangt hatte, nach Mesopotamien, wo er in 20jähriger, an Entbehrung und Leid reicher Arbeitszeit bei seinem Onkel Laban dessen zwei Töchter (Lea und Rahel), zwei Nebenfrauen (Bilha und Silpa) und Besitz an Herden erwarb. Er entzog sich durch die Flucht seinem Dienstverhältnis zu Laban, der ihm nachsetzte, sich aber mit ihm verglich. Angesichts der wieder aufgesuchten Heimat erhält er nach nächtlichem Kampf den Namen Israel (s. d.), söhnt sich mit seinem Bruder aus, lebt dann als Herdenbesitzer in Kanaan, bis er, durch seinen Lieblingssohn Joseph (s. d.) veranlaßt, mit seiner Familie in die ägyptische Provinz Gosen übersiedelt. Hier stirbt er im Alter von 147 Jahren und wird in Kanaan, in der Höhle Machpela bei Hebron, begraben. Er war Vater von 12 Söhnen (Ruben, Simon, Levi, Juda, Dan, Naphtali, Gad, Ascher, Isaschar, Sebulon, Joseph und Benjamin) und einer Tochter (Dina). – Die neuere Forschung sieht in ihm den Heros von Bethel, dessen Kultstätte er bei seiner Flucht gegründet hatte, und bringt seinen theokratischen Beinamen Israel mit einer ostjordanischen Heroenfigur in Verbindung, während ältere Sagen ihm Gelehrsamkeit, Kenntnis der Kabbala (s. d.), Verkehr mit Engeln und die Abfassung von Schriften und Gebeten zuschreiben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 153.
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