Darnley

[527] Darnley (spr. -lĭ), Heinrich Stuart, Lord, zweiter Gemahl der Königin Maria Stuart von Schottland, der älteste Sohn des Grafen Lennox und der Lady Margarete Douglas und von beiden Seiten mit dem königlichen Haus in Schottland und England verwandt, geb. 7. Dez. 1541, gest. 10. Febr. 1567, wurde in England erzogen, kehrte 1565 nach Schottland zurück und gewann durch seine Schönheit die Königin so vollständig, daß sie gegen den Wunsch der Königin Elisabeth von England und ihres Halbbruders, des Grafen Moray, sich mit ihm 29. Juli 1565 zu Edinburg vermählte, nachdem sie ihm tags zuvor den Königstitel übertragen hatte. Doch dauerte das gute Einvernehmen zwischen den Gatten nicht lange. Durch sein hochfahrendes, rohes Auftreten, seinen Mangel an feinerer Bildung und seine gesteigerten Ansprüche auf Ehre und Macht entfremdete sich D. seine Gemahlin. Aus Eifersucht auf den steigenden Einfluß des Italieners Riccio, des Geheimschreibers der Königin, drang D. am Abende des 9. März 1566 mit andern schottischen Großen im Schloß zu Edinburg in das Zimmer der Königin, in deren Gegenwart Riccio von den Verschwornen ermordet wurde. Maria, anfangs als Gefangene bewacht, söhnte sich scheinbar mit D. aus, verließ mit ihm die Hauptstadt, bot Moray und andern Großen die Hand zur Versöhnung und zwang mit deren Hilfe die Mörder zur Flucht. Darnleys unwürdiges Benehmen während dieser Vorgänge ließ ihn die Zuneigung seiner Gemahlin vollends verlieren, und ihr Verhältnis wurde auch durch die Geburt des spätern Jakob VI. (I.) 19. Juni 1566 nicht besser. Als D. im Dezember d. I. in Glasgow, wohin er sich zu seinem Vater begeben hatte, an den Pocken erkrankte, stattete ihm Maria hier einen Besuch ab, versöhnte sich dem Anscheine nach mit ihm, bewog ihn, ihr nach Edinburg zu folgen, und ließ ihm vor der Stadt ein kleines Landhaus als Wohnung herrichten, wo sie ihn häufig besuchte, bisweilen sogar übernachtete. In der Nacht vom 9. auf den 10. Febr. 1567, die Maria in Edinburg zubrachte, ward des Königs Haus durch Pulver in die Luft gesprengt, er selbst erdrosselt; seinen Leichnam fand man in einem benachbarten Garten. Als seine Mörder bezeichnete die öffentliche Stimme Bothwell und die Königin; während jenes Schuld allseitig anerkannt wird, sind über die Frage nach Marias Mitwissenschaft und Teilnahme an dem Verbrechen die Meinungen der Geschichtsforscher noch heute geteilt; doch kann nicht wohl bezweifelt werden, daß überwiegende Gründe[527] für ihre Schuld sprechen. Vgl. die Literaturangaben bei dem Artikel »Maria Stuart«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 527-528.
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