[339] Mylĭus, 1) Christlob, Schriftsteller, geb. 11. Nov. 1722 zu Reichenbach bei Kamenz in der Lausitz, gest. 7. März 1754 in London, studierte in Leipzig, wo sein Interesse zwischen medizinisch-naturwissenschaftlichen und schönwissenschaftlichen Studien geteilt war. Er war Mitarbeiter an verschiedenen Zeitschriften, die den Gottschedschen Standpunkt vertraten. Mit J. A. Cremer veröffentlichte er die »Bemühungen zur Beförderung der Kritik und des guten Geschmacks« (Halle 174347), in denen eine heftige Polemik gegen [339] Haller geführt wurde, im »Naturforscher« (Leipz. 184748) erörterte er naturwissenschaftliche Fragen in populärer Form. M. gab auch noch mehrere andre kurzlebige Zeitschriften heraus und war gleichzeitig als Übersetzer und Lustspieldichter tätig. Mit seinem Vetter Lessing, der seit 1746 in Leipzig studierte und seine dichterischen Erstlingswerke in M'. Zeitschriften veröffentlichte, stand M. in freundschaftlichem Verkehr. Im Sommer 1748 siedelte er nach Berlin über und veröffentlichte hier mit Lessing gemeinsam die Zeitschrift: »Beiträge zur Historie und Aufnahme des Theaters« (Stuttg. 1750). 1753 erhielt M. durch Vermittelung Hallers, mit dem er sich inzwischen ausgesöhnt hatte, von einer Gesellschaft zur Veranstaltung naturwissenschaftlicher Reisen die Mittel zu einer Expedition nach Surinam, doch zog er es vor, die Mittel unterwegs in Holland und England zu vergeuden, wo ihn ein früher Tod ereilte. Nach seinem Tod erschienen seine »Vermischten Schriften« (Berl. 1754) mit einer Einleitung Lessings, in der mit befremdender Schonungslosigkeit die schwachen Seiten seines persönlichen und literarischen Charakters aufgedeckt wurden. Günstiger hat ihn ein andrer Leipziger Freund, der Mathematiker Kästner (»Gesammelte poetische und schönwissenschaftliche Werke«, Bd. 3, S. 156, Berl. 1841), beurteilt. Vgl. E. Schmidt, Lessing, Bd. 1 (2. Aufl., Berl. 1899); Consentius, Der Wahrsager. Zur Charakteristik von M. und Lessing (das. 1900).