Nabonētos

[355] Nabonētos (Nabu-naïd, »Nebo ist erhaben«, bei Herodot Labynetos), letzter König des neubabylonischen Reiches, 555–539 v. Chr., wurde nach der Ermordung des Königs Labosoarchad durch eine Verschwörung auf den Thron erhoben. Rastlos tätig, die alten Kulte neu zu beleben und die ältesten Landesheiligtümer neu zu gründen, stand er der in der Person des jungen Perserkönigs Kyros und seines von ihm von Sieg zu Sieg geführten Heeres immer näher heranziehenden Gefahr rat- und tatlos gegenüber, ja er überließ sogar den Oberbefehl über die babylonischen Truppen in den entscheidenden Kämpfen des Jahres 539 seinem Sohne Belsazar (s. d.). Nach den Keilinschriften wurde er, als die Perser in Babylon einzogen, »infolge von Verzug« in seiner Hauptstadt selbst gefangen genommen. Nach griechischen Berichten hätte ein Teil des babylonischen Heeres unter N. sich nach Borsippa geflüchtet, nach der Eroberung Babylons sich aber ergeben, worauf N. (wie Abydenus mitteilt) von Kyros die Statthalterschaft über Karaman ien übertragen erhalten habe.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 355.
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