Nekrássow

[503] Nekrássow, Nikolaj Alexejewitsch, bedeutender russ. Dichter, geb. 4. Dez. (22. Nov.) 1821 im Gouv. Podolien, gest. 8. Jan. 1888 (27. Dez. 1887) in Petersburg, Sohn eines Offiziers, kam mit 13 Jahren auf das Gymnasium in Jaroslaw und ging von hier 1839 nach Petersburg, um sich nach dem Wunsche des Vaters der militärischen Laufbahn zu widmen, zog es jedoch vor, zu studieren und besuchte einige Jahre die Vorlesungen als freier Zuhörer. Da unterdessen einige von ihm veröffentlichte literarische Versuche sich viel Beifall erworben hatten, widmete er sich ganz der literarischen Laufbahn und erwarb in Gemeinschaft mit dem Schriftsteller Panajew 1847 das Journal »Der Zeitgenosse« (»Sovremennik«), das durch ihn zu der gelesensten Zeitschrift in Rußland erhoben wurde. Nach Unterdrückung desselben im April 1866 trat er (1868) in die Redaktion der Monatsschrift »Vaterländische Annalen«, bei der er bis zu seinem Tode verblieb. N. gehörte zu den Heroen der modernen russischen Literatur; er war ein Lyriker von Gottes Gnaden, dessen durch hinreißende Tiefe der Empfindung ausgezeichnete Poesien in den 1850er und 1860er Jahren den sozialen Ideen und Bestrebungen der Nation zum gewaltigen Ausdruck gedient haben. Als besonders charakteristisch sind von seinen Dichtungen anzuführen: »Im Dorf«, »Vor dem Regen«, »Das vergessene Dorf«, »Im Hospital«, »Die Trojka«, »Ein sittlicher Mensch«, »Die Heimat«, »Letzte Gesänge« etc. sowie die größern Dichtungen: »Die Bauernkinder«, »Die Korbflechter«, »Russische Frauen«, »Der Frost« und die »Helden der Zeit«. Nekrassows Werke sind in mehreren Ausgaben und [503] Auflagen erschienen, zuletzt Petersburg 1899 (2 Bde.). Eine deutsche Übersetzung begann A. Köcher (Leipz. 1885–88, Bd. 1 u. 2); eine Auswahl veröffentlichte JessenDichtungen von Graf Tolstoj und Nik. N.«, russ.u. deutsch, Petersb. 1881), eine andre sowie Nekrassows »Wer lebt glücklich in Rußland?« erschien in Reclams Universal-Bibliothek.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 503-504.
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