Nitrokörper

[714] Nitrokörper, organische Verbindungen, in denen ein oder mehrere Atome Wasserstoff durch die Nitrogruppe NO2 vertreten sind. Solche Körper entstehen bei der Einwirkung von konzentrierter Salpetersäure auf aromatische Körper (Benzol, Naphthalin etc.) unter Ausscheidung von Wasser: Benzol C6H6 givt mit Salpetersäure HNO3 Nitrobenzol C6H5.NO2 und Wasser H2O. Man setzt deshalb der Salpetersäure bei dieser Operation (Nitrieren) häufig konzentrierte [714] Schwefelsäure zu, um das gebildete Wasser zu binden, eine Verdünnung der Salpetersäure zu verhindern. Die Glieder der Fettreihe geben bei ähnlicher Behandlung häufig zusammengesetzte Äther, während bei Einwirkung von salpetrigsaurem Silber auf der Halogenderivate der Alkoholradikale N. gebildet werden. Jodäthyl C2H3J gibt mit Silbernitrit AgNO2 Jodsilber AgJ und Nitroäthan C2H5.NO2. Je nachdem in den zu nitrierenden Körpern 1,2 oder 3 Wasserstoffatome durch 1,2 oder 3 Nitrogruppen ersetzt werden, unterscheidet man Mono-, Di-, Trinitrokörper. Bei Behandlung von Nitrokörpern mit reduzierenden Substanzen wird die Gruppe NO2 durch NH2 ersetzt, und so entsteht z. B. aus Nitrobenzol C6H5.NO2 das Anilin C6N5.NH2, aus Nitroäthan Äthylamin C2H5.NH2. Bei unvollständiger Reduktion der aromatischen N. entstehen Azokörper. Aus Nitrobenzol wird Azoxybenzol C6H5N.O.NC6H5, Azobenzol C6H3.NN.C6H5, Hydrazobenzol O6H5NH.NHC6H5. Viele N. sind ausgezeichnet durch die Heftigkeit, mit der sie explodieren (Nitrozellulose oder Schießbaumwolle, Nitroglyzerin, Nitromannit etc.), andre, wie Nitrobenzol, Nitronaphthalin etc., haben große Bedeutung für die Farbenindustrie gewonnen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 714-715.
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