[877] Oboe (auch Hoboe, v. franz. Hautbois, was »hohes Holzblasinstrument« bedeutet, im Gegensatz zum Basson oder Fagott, dem tiefen Holzblasinstrument), bekanntes Blasinstrument mit 914 Klappen, das in seiner jetzigen Gestalt etwa 250 Jahre alt ist (s. Tafel »Musikinstrumente III«, Fig. 6). Die O. gehört zu den Instrumenten mit doppeltem Rohrblatt und hat sich aus der uralten Schalmei entwickelt, wie das Fagott (s. d.) aus dem Bomhart. Der Umfang der O. ist heute von (klein) b bis (dreigestrichen) a'''; doch schreibt man für Orchester besser nur von h bis k''', da das tiefe b manchen Instrumenten fehlt und die höchsten Töne nicht jeder in der Gewalt hat. Der Klang der O. ist ein wenig näselnd, aber viel kerniger als der der Flöte und weniger sinnlich-üppig als der der Klarinette; ihr Charakter im getragenen Gesang ist Naivität und Keuschheit, weshalb sie in der Opern- und Programmusik eine große Rolle spielt als Repräsentantin der Jungfräulichkeit. In der Kirchenmusik[877] wird sie noch heute der Klarinette durchaus vorgezogen. Eine gegenwärtig wieder sehr in Aufnahme kommende Abart der O. ist die Altoboe, früher O. da caccia, jetzt Englisch Horn (s. d.) genannt. Ganz veraltet dagegen ist die O. d'amore, die eine kleine Terz tiefer stand als die gewöhnliche O., also in A, sich aber von der gleichgestimmten O. bassa (Grand hautbois) dadurch unterschied, daß sie einen kugelförmigen Schalltrichter mit enger Öffnung hatte, wodurch der Klang stark gedämpft wurde. O. piccola ist der ältere Name der gewöhnlichen O. Von Schulwerken für die O. sind hervorzuheben die Methoden von Garnier (deutsch von Wieprecht), Sellner, Barret, Kling, Küssner. Die Orgelstimme O. ist eine 8-Fuß-Zungenstimme mit zylindrischen Aufsätzen, auf die oben ein Trichter aufgelötet ist, so daß die Form der Aufsätze der des Orchesterinstruments O. ähnelt. O. ist nur eine sogen. halbe Stimme, d.h. sie wird nur für die obere Hälfte der Klaviatur disponiert und in der Tiefe durch Dolcian (s. d.) ergänzt.