[120] Orientieren (franz.). Sich o. heißt eigentlich am Horizont den Orient (Osten) suchen, um danach die übrigen Himmelsgegenden zu bestimmen, daher überhaupt soviel wie sich zurechtfinden; den Meßtisch o., ihn parallel zu einer gewissen Richtung stellen (s. Aufnahme, topographische); einen Himmelsglobus o., demselben seine richtige Lage gegen die Weltgegenden geben. Ein Kroki ist orientiert, wenn die eingezeichnete Nordnadel senkrecht zum obern Rande des Blattes steht; einen Plan, eine Karte orientiert man im Gelände, wenn man dieselben so hält, daß die Nordrichtung auf dem Bild und in der Natur zusammenfallen. In der Kirchenbaukunst (s. d.) ist Orientierung (Ostung) die Richtung der Längenachse der Kirche von W. nach Osten (heilige Linie), da man in den ältesten christlichen Kirchen das Vorbild des Tempels von Jerusalem befolgte, so daß der Altar im W., die Haupteingangstür im Osten war, also der hinter dem Altar stehende Priester nach Osten schaute. In dieser Weise sind noch die ältesten Basiliken Roms gebaut. Erst von 420 an änderte man die Richtung um und legte das Chor im Osten, den Haupteingang im W. an, wobei der amtierende Priester vor dem Altar mit dem Rücken der Gemeinde zugekehrt stand. Diese Orientierung wird im allgemeinen noch jetzt befolgt.