Phonisches Rad

[808] Phonisches Rad, von La Cour 1875 erfundener Elektromotor, besteht aus einem eisernen Zahnrad, das sich vor einem Elektromagnet um eine vertikale Achse leicht dreht, wobei die Zähne dem Magnetpol sehr nahe liegen, ohne ihn zu berühren. Auf dem Zahnrad liegt eine als Schwungrad wirkende hölzerne Dose, in deren ringförmiger Höhlung sich Quecksilber befindet. Leitet man durch den Elektromagnet einen intermittierenden elektrischen Strom, so gerät das Rad in Rotation, die überaus gleichförmig ist, wenn die Unterbrechungen des Stromes regelmäßig erfolgen. Dies geschieht durch eine Stimmgabel, deren Zinken zwischen den Polen eines hufeisenförmigen Elektromagnets liegen. Zieht letzterer die Gabelenden an, so wird der Strom unterbrochen, die Anziehung hört auf, die Gabelenden schwingen zurück, schließen dabei wieder den Strom, die Gabelenden werden wieder angezogen etc. Diese Selbstunterbrechung des Stromes ist abhängig von der Tonhöhe der Stimmgabel; je mehr Schwingungen sie in einer Sekunde macht, desto schneller rotiert das phonische Rad, dessen Zähnezahl zu dem entsprechenden phonelektrischen Strom passen muß. Möglichst gleiche phonische Räder besitzen, in ein und denselben phonelektrischen Strom eingeschaltet, gleiche Geschwindigkeit, sie eignen sich daher zur Herstellung eines sehr genauen Isochronismus und Synchronismus. Das phonische Rad dient zur Markierung astronomischer, ballistischer, physikalischer Beobachtungen, zur graphischen Auszeichnung kontinuierlicher Kurven, zum Zählen sehr schneller Bewegungen einer Stimmgabel (Schwingungszahl eines Tones) oder rotierender Achsen (bei Maschinen), als Tachytoskop, um die Größe der Geschwindigkeit in jedem Augenblick unmittelbar zu ersehen, zur Erlangung der genauesten Übereinstimmung des Ganges zweier oder mehrerer voneinander weit entfernter Uhren etc. Namentlich eignet es sich auch als Grundlage für Pantelegraphie, Multiplex- und Typotelegraphie. Vgl. La Cour, La roue phonique (Kopenh. 1878; deutsch von Kareis, Leipz. 1880).[808]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 808-809.
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