[894] Pinturicchio (spr. -rickjo, eigentlich Bernardino di Betto Bagio), ital. Maler, geb. um 1454 in Perugia, gest. 11. Dez. 1513 in Siena, lernte bei Fiorenzo di Lorenzo in Perugia, ging 1480 mit Perugino nach Rom und half diesem an den Wandmalereien der Sixtinischen Kapelle. Außerdem malte er in Rom in Santa Maria del Popolo, in der Kirche Araceli (Fresken aus dem Leben des heil. Bernardino von Siena), im Belvedere des Vatikans und im Palast Colonna. Das Hauptwerk seiner römischen Zeit aber sind die zwischen 1496 und 1498 unter Mitwirkung von Gehilfen vollendeten Fresken in den Appartamenti Borgia des Vatikans, die neuerdings restauriert und 1897 dem Publikum zugänglich gemacht worden sind. Später hielt er sich wieder in Umbrien auf, wo er in Perugia, Orvieto, Spoleto und Spello malte. 1502 ging er auf Einladung des Kardinals Francesco Piccolomini nach Siena, wo er die Wände der Dombibliothek mit Darstellungen aus der Geschichte Pius' II. und die Decke des Raumes mit Arabesken und mythologischen Szenen schmückte. Ende 1507 oder Anfang 1508 verließ er Siena, kam aber 1509 dorthin zurück. Der Schwerpunkt seines Schaffens lag in der Freskomalerei; Staffeleibilder von ihm finden sich in Siena, Florenz, Rom (Krönung Mariä, im Vatikan), Neapel, Perugia, Berlin, Mailand, London etc. Pinturicchios Stil ist wesentlich von Perugino bedingt; er erreicht nicht dessen Innerlichkeit, übertrifft ihn aber als Dekorateur, wie er denn überhaupt der liebenswürdigste Erzähler und anmutigste Dekorateur der vorraffaelischen Kunst ist. Vgl. Steinmann, Pinturicchio (Bielef. 1898); Boyer d'Agen, Le peintre des Borgia, P. (Par. 1898); Ricci, Pintoricchio, his life, work and time (Lond. 1902; franz. Ausgabe, Par. 1903).