Platinchlorīd

[22] Platinchlorīd (Chlorplatin) PtCl4 entsteht beim Lösen von Platin in Königswasser; die tief, aber rein gelbe Lösung gibt beim Verdampfen eine rotbraune, zerfließliche Salzmasse von Platinchlorwasserstoffsäure (Platinwasserstoffchlorid) H2PtCl6 + 6H2O, die beim Austreiben des Kristallwassers braunrot wird und bei weiterm Erhitzen in Chlorür und Chlor zerfällt. Beim Erhitzen in Chlor gibt sie bei 360° wasserfreies P. Dies ist leicht löslich in Wasser, Alkohol und Äther, schmeckt widrig scharf metallisch und färbt organische Stoffe braunrot. Aus der Lösung in Wasser kristallisiert eine zweibasische Säure H2PtCl4O + 4H2O. Aus der Lösung der Platinchlorwasserstoffsäure (gewöhnlich P. genannt) scheiden Zink, Eisenvitriol, in alkalischer Lösung auch Alkohol, Glyzerin etc. sein verteiltes Platin aus. Chlorkalium fällt aus der Lösung von P. gelbes Kaliumplatinchlorid K2PtCl6 in kleinen, schwer löslichen Kristallen, das beim Erhitzen in Chlorkalium, Platin und Chlor zerfällt. Das durch Chlorammonium gefällte ähnliche Ammoniumplatinchlorid, Platinsalmiak (NH4)2PtCl6 hinterläßt beim Glühen 44,3 Proz. Platinschwamm. Ähnliche Doppelsalze bilden auch Rubidium, Cäsium und organische Basen. P. dient als Reagens auf Kalium- und Ammoniumverbindungen, zum Verplatinieren von Glas, Porzellan und Metallen, zum Ornamentieren von Tonwaren, zu Platinspiegeln, zur Herstellung von Platinschwamm, eingebrannten Photographien und zur Gewinnung von Rubidium und Cäsium. Verdampft man P. wiederholt mit Alkohol, so entsteht Äthylenplatinchlorür PtC2H3Cl2, dessen sehr verdünnte Lösung beim Erhitzen auf Glas oder Porzellan einen spiegelnden Überzug von metallischem Platin gibt. Eine ähnliche Substanz dient zur Erzeugung von Platinlüster auf Porzellan.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 22.
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