[823] Photographie (griech., »Lichtbild, Lichtbildnerei«; hierzu Tafel »Photographische Apparate I-IV«), die Kunst, die Veränderung chemischer Präparate unter dem Einfluß des Lichtes zur Herstellung von Bildern zu benutzen. Ihre einfachste Form ist das Lichtpausverfahren (s. d.) zum Kopieren von Zeichnungen. Man übt es aus, indem man ein Stück lichtempfindliches, etwa mit Chlorsilber getränktes Papier unter der zu kopierenden Zeichnung dem Licht aussetzt. Letzteres durchdringt alle durchscheinenden Stellen der Zeichnung und färbt das darunter befindliche lichtempfindliche Papier. Die schwarzen Striche der Zeichnung aber halten das Licht zurück, und unter ihnen bleibt das Papier weiß; so erhält man eine Kopie in weißen Linien auf dunkelm Grunde, die durch Behandeln mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron, die das unverändert gebliebene Chlorsilber löst, fixiert wird. Die durch das Licht hergestellte Kopie, in der Licht und Schatten umgekehrt wie im Original erscheinen (das Negativ), legt man wiederum auf ein Stück lichtempfindlichen Papiers und erhält nun eine positive Kopie, die mit dem Original übereinstimmt. Dieser Prozeß gestattet nur das Kopieren ebener Zeichnungen. Um körperliche Gegenstände mit Hilfe des Lichtes bildlich darzustellen, entwirft man von ihnen zuerst ein ebenes Bild mit Hilfe der Camera obscura, d.h. eines Kastens, dessen Rückwand eine matte Glas- oder Zelluloidscheibe (Visierscheibe) trägt, und in dessen Vorderwand eine Sammellinse (Objektiv) eingesetzt ist. Diese entwirft von den vor ihr befindlichen Gegenständen ein verkehrtes Bild auf der matten Scheibe. Durch Einschieben oder Ausziehen der beweglichen Rückwand der Kamera »stellt man das Bild scharf ein«. Je näher der Gegenstand der Linse, desto größer wird das Bild, je weiter, desto kleiner; außerdem hängt die Größe des Bildes noch von der Brennweite der Linse ab: je größer diese, desto größer ist das Bild. Zur Reproduktion des relativ lichtschwachen optischen Bildes benutzt man das sehr lichtempfindliche Bromsilber oder Jodsilber oder eine Mischung beider. In der ersten Zeit der P. stellte man empfindliche Jodsilberflächen durch Räuchern einer hoch polierten Silberplatte in Joddämpfen dar (Daguerreotypie); diese läuft dadurch unter Bildung von Jodsilber gelb an. Bringt man eine solche Jodsilberschicht an die Stelle, wo in der Kamera das Bild sichtbar ist, so empfängt die Schicht einen Lichteindruck, ohne jedoch sichtbar verändert zu werden. Erst durch Räuchern der Platte in Quecksilberdampf (Entwickelungs- oder Hervorrufungsprozeß) kommt ein deutlich sichtbares Bild zum Vorschein, indem die weißen Quecksilberkügelchen sich dort am stärksten verdichten, wo das Licht am kräftigsten gewirkt hat. Wird das so gewonnene Negativ durch Waschen mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron fixiert, so heben sich die weißen Quecksilberkügelchen von der nun wieder spiegelblank und dunkel wirkenden Platte hell ab, und man erhält in dieser Weise direkt nach der Natur ein positives Bild von großer Feinheit, aber starkem Spiegelglanz, ein Bild, das jedoch nur auf dem gleichen umständlichen Weg der Kamera-Aufnahme die Herstellung einer Kopie gestattet. Dieser Prozeß wurde verdrängt durch das Negativverfahren Talbots, aus dem sich später das Kollodiumverfahren entwickelte. Bei diesem Verfahren benutzt man eine Lösung von Jodsalzen in Kollodium, mit der Glasplatten übergossen werden, die man dann durch Eintauchen in eine Lösung von salpetersaurem Silber (Silberbad) lichtempfindlich macht, indem hierbei Jodsilber entsteht. Diese Platten sind nur in nassem Zustande mit Erfolg zu verwenden und werden an Lichtempfindlichkeit durch die Bromsilbergelatineplatten übertroffen, mit denen gegenwärtig für Porträt-, Landschafts- und wissenschaftliche P. fast ausschließlich gearbeitet wird.[823] Erst durch die Einführung der Bromsilbertrockenplatte gelangte die P. zur größten Vervollkommnung und Verbreitung. Man kann mit Bromsilberplatten in sehr kurzer Zeit photographische Aufnahmen (Momentbilder) machen; sie lassen sich für den Handel im Vorrat fertigen und ersparen dem Amateur die mühsame Selbstpräparation. Das Bromsilbergelatineverfahren beruht auf folgenden Grundlagen. Löst man Gelatine mit Bromkalium in Wasser und setzt (im Dunkeln) salpetersaures Silber zu, so bildet sich Bromsilber, das in sehr seiner Verteilung in der Flüssigkeit schweben bleibt; die Empfindlichkeit dieser Emulsion ist nicht sehr groß. Kocht man sie jedoch einige Zeit, oder behandelt man sie mit Ammoniak und erhält sie etwa 1/2-1 Stunde bei 40°, so nimmt ihre Empfindlichkeit ganz bedeutend zu. In der Kälte erstarrt die Gelatineemulsion und läßt sich dann leicht zerkleinern und von den darin befindlichen löslichen Salzen durch Wasser befreien. Die wieder geschmolzene Emulsion gießt man auf Glasplatten und läßt sie darauf erstarren und trocknen (Gelatinetrockenplatten). Es kommen Bromsilbergelatineplatten von mittlerer oder größerer Empfindlichkeit (Rapidplatten) in den Handel, deren Empfindlichkeitsgrad mittels der sogen. Sensitometrie bestimmt wird. Vgl. Eder, Die P. mit Bromsilbergelatine (5. Aufl., Halle 1903).
Die lichtempfindlichen Platten werden bei rotem oder gelbem Lichte, das auf sie wenig einwirkt, in einem lichtdicht schließenden Kästchen (Kassette) in die Camera obscura gebracht, hier der Lichtwirkung ausgesetzt und dann im Dunkelzimmer mit einer stark reduzierenden Flüssigkeit (Entwickler oder Hervorrufer) übergossen.
Als Entwickler für Bromsilbergelatineplatten finden zahlreiche Derivate des Benzols Anwendung, wie Pyrogallol, Hydrochinon, das mit letzterm isomere Brenzkatechin, Amidophenol (in alkalischer Lösung gemischt mit Sulfit: Rodinalentwickler, in Pulverform als Unal), Diamidophenol (Amidol, gemischt mit Natriumsulfit, ein guter Entwickler für Bromsilberpositive und Negative), Methylparaamidophenol (Metol), Methylorthoamidophenol mit Hydrochinon (Ortol), Oxyphenylglyzin (Glyzin). Die Entwickelung der Trockenplatten erfordert je nach der Kraft des Entwicklers in der Länge der Belichtungszeit ungefähr 510 Minuten Zeit. Mitunter verdünnt man die Entwickler, damit sie langsamer arbeiten. Speziell der Glyzinentwickler dient in sehr stark verdünnter Lösung zum langsamen, aber sichern Entwickeln von Trockenplatten; man stellt die Platten in große Gefäße, die den Entwickler enthalten, und überläßt sie sich selbst, bis das Bild sich richtig entwickelt hat (Standentwickler; vgl. Hübl, Die Entwickelung der photographischen Chromsilbergelatineplatte bei zweifelhaft richtiger Exposition, 2. Aufl., Halle 1901); ferner: Blech, Standentwickelung (Berl. 1905); Reiß, Die Entwickelung der photographischen Bromsilbertrockenplatte und die Entwickler (Halle 1902). Als Beschleuniger dienen beim Entwickeln Soda, Pottasche oder kaustische Alkalien, als Verzögerer Bromkalium.
Der Entwickler scheidet an den belichteten Stellen der Bromsilberplatte metallisches Silber als dunkles Pulver aus und zwar um so stärker, je intensiver das Licht gewirkt hat, während das nicht belichtete Bromsilber sich nicht verändert. Das entwickelte Bild wird nun fixiert, d.h. das darin noch vorhandene Bromsilber durch eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron (Fixiernatron) aufgelöst, dann wird die Platte gewaschen und getrocknet. Zum Kopieren (Herstellung des Positivs aus dem Negativ) dienen besondere Papiere (photographische Papiere, s. d.), für die Chlorsilber als lichtempfindlicher Bestandteil be nutzt wird, weil es sich am Lichte besonders intensiv schwärzt. Um eine Papierkopie nach dem Glasnegativ herzustellen, legt man das letztere mit der Bildseite nach oben auf die Glasplatte des Kopierrahmens a (Tafel I, Fig. 2), deckt das Papier b mit seiner empfindlichen Seite nach unten auf das Negativ und schließt den Kopierrahmen mit dem Deckel c durch die Federklappen d so, daß das Papier fest gegen das Glasnegativ gepreßt wird, dreht dann den Rahmen herum, so daß das Negativ dem Licht zugekehrt ist, und läßt es so lange am hellen Tageslicht liegen, bis alle Teile des Bildes sichtbar sind. Das Kontrollieren des Fortschreitens des Kopierens erfolgt bei halbgeöffnetem Rahmen deckel. Sobald das Bild kräftig genug ist, wäscht man es behufs Entfernung des noch darin befindlichen salpetersauren Silbers mit Wasser und bringt es nun in das Tonbad, eine Lösung von Goldchlorid und essigsaurem oder borsaurem Natron in Wasser. Der rotbraune Ton des Bildes verwandelt sich darin in einen purpurblauen; man kann aber auch andre Nuancen durch passende Abänderung des Bades erhalten. Das getonte und ausgewaschene Bild wird in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron fixiert und dann sehr sorgfältig ausgewaschen. Wird das unterschwefligsaure Natron nicht vollständig ausgewaschen, so bildet sich Schwefelsilber, welches das Bild gelb färbt und schließlich vollkommen zerstört. Man kann auch das Tonen und Fixieren in einer einzigen Operation vornehmen, wenn man das Fixierbad mit einer Goldsalzlösung versetzt (Tonfixierbad). Hierbei fügt man häufig Bleisalze hinzu, welche die Entstehung eines violettschwarzen Farben tons begünstigen. Die getrockneten Bilder werden schließlich passend geschnitten, aufgeklebt und zwischen Walzen geglättet (satiniert). Außer dem Auskopierverfahren verwendet man auch vielfach Bromsilber- und Chlorsilberpapier mit Hervorrufung, insbes. für Vergrößerungen und Schnellkopierverfahren.
Die Mitführung der mit Bromsilberemulsion überzogenen Glasplatten ist auf Reisen wegen des beträchtlichen Gewichts und der Zerbrechlichkeit der Gläser unbequem. Man fertigt daher Emulsionshäute (Films, s. d.) an, bei denen als Träger für die empfindliche Schicht an Stelle des Glases durchsichtige biegsame Häute aus Zelluloid oder Kollodium und gegerbter Gelatine benutzt werden.
Die dünnen Rollfilms rollt man über Spann rollen, die in die Kassetten (Rollkassetten) gebracht werden. Fig. 1 der Tafel I zeigt die Anordnung einer Rollkassette am Rückteil der Kamera. A und B sind Rollen mit photographischen Films, die sich über die Walzen ab vor der Fläche C abrollen und rückwärts durch eine ebene Platte gehalten werden. Man verwendet Rollkassetten besonders für Reiseapparate und Handkameras, für Kinematographen etc. Die Rollfilms können bei vollem Tageslicht in die Kamera oder Kassette eingebracht und wieder entfernt werden; doch hat man jetzt Vorrichtungen, die auch die Beschickung der Kassetten mit Flachfilms bei Tageslicht ermöglichen (Agfa-Taschenfilms, Zeiß- und Hemera-Packungen).
Ein großer Übelstand der P. bestand darin, daß die photographischen Platten sich wesentlich nur für blaue und violette Strahlen empfindlich zeigen, für grüne,[824] gelbe und rote aber wenig oder nicht. Daher wurden blaue oder violette Kleider in der P. oft weiß, gelbe und rote dagegen schwarz. Die P. nach farbigen Gegenständen (Gemälden) begegnete den allergrößten Schwierigkeiten. Leuchtende Wolken in Sonnenuntergangsbildern erschienen in der P. schwarz, der dunkelblaue Himmel dagegen hell etc., und nur durch Negativretusche konnte man diese Mängel verdecken. Die Ursache dieser Empfindlichkeit photographischer Platten für Blau und Violett beruht darauf, daß die Platten wesentlich nur blaues und violettes Licht absorbieren, und daß nur diese absorbierten Strahlen auf die Platte wirken, die übrigen nicht. Vogel setzte deshalb 1873 dem Bromsilber Stoffe zu, die das grüne, gelbe und rote Licht absorbieren, um die Platte auch für jene Strahlen empfindlich zu machen (zu sensibilisieren; farbenempfindliches, isochromatisches oder orthochromatisches Verfahren). Vogel benutzte als Farbensensibilisatoren gewisse Teerfarbstoffe, wie Fuchsin, Cyanin, Eosin etc., Attout Tailser führte das Eosin ein, und 1884 entdeckte Vogel die sensibilisierende Kraft des Chinolinrot und des Chinolinblau (Cyanin). Eder fand 1884 als vorzüglichen Sensibilisator für Gelb und Grün das Erythrosin, mittels dem jetzt die meisten orthochromatischen Trockenplatten des Handels sensibilisiert sind. Miethe stellte die sensibilisierende Wirkung der dem Cyanin verwandten sogen. Isocyanine (Äthylrot) für Grün, Gelb und Rot fest, während König das noch weiter ins Rot sensibilisierende Pinachrom und Pinacyanol fand, die für Spektrumphotographie sowie für Dreifarbenphotographie von Wichtigkeit sind. Platten, die annähernd für alle Farben des Spektrums empfindlich sind, nennt man panchromatisch. Man kann durch passende Farbstoffe das Bromsilber nach Belieben für Rot, Orange, Gelb und Grün empfindlich machen, wobei es seine Eigenempfindlichkeit für Blau und Violett behält. Alle diese Gelatineplatten bedürfen mitunter zur Abschwächung des zu stark wirkenden blauen Lichtes noch der Einschaltung einer Gelbscheibe bei der Ausnahme. Durch Einschaltung verschiedenfarbiger Gläser (Lichtfilter, s. d.) vor dem Objektiv kann man einzelne Farben ganz abschneiden. Neuerdings hat man nach E. Alberts Vorgang Kollodiumemulsionen (Kollodium, in dem Bromsilber sein verteilt ist) mit Vorteil zur farbenempfindlichen P. verwendet; als Rotsensibilisator dient hier nach Valenta das Äthylviolett etc.
Sehr wesentliche Fortschritte verdankt die P. der Vervollkommnung der Linsen oder Objektive. Eine einfache Sammellinse (Monokel) gibt, da sie optisch nicht korrigiert ist, unscharfe Bilder; man verwendet sie ab und zu für absichtlich etwas verschwommen gemachte Porträtaufnahmen, um Bilder zu erhalten, die getuschten Zeichnungen ähnlich sind. Schärfere, aber immer noch unvollkommene Bilder geben einfache achromatische Linsen aus Crown- und Flintgas (Fig. 3), die zur Erzielung scharfer Bilder stark abgeblendet werden müssen, dabei aber sehr lichtschwach werden. Solche Linsen benutzte Daguerre 1839 zu seinen ersten Versuchen. Man verwendet sie heute nur noch mitunter zu Landschaftsaufnahmen. Ein großer Fortschritt war die Erfindung des Porträtobjektivs von Petzval, einer Doppellinse (Fig. 4), die bedeutend hellere Bilder lieferte und die Aufnahme von Porträten in kurzer Expositionszeit ermöglichte, jedoch einen kleinen Bildwinkel umfaßt; es wird noch heute viel verwendet und von Voigtländer, Busch, Hugo Meyer u.a. hergestellt. Zur Aufnahme von Landschaften, Gruppen, Architekturen ist ein größerer Gesichtswinkel notwendig, der neben der Helligkeit der Objektive wichtig erscheint. Die Helligkeit (Lichtstärke) der Objektive hängt ab von dem Verhältnis der freien Linsenöffnung zur Brennweite, so daß die relative Helligkeit zweier Objektive vom Öffnungsdurchmesser D und d und der Brennweite F und f sich verhält wie (D/F)2:(d/f)2. Bei Porträtobjektiven ist das Verhältnis d/f ungefähr 1/4, bei Universalobjektiven ca. 1/6-1/8, bei Weitwinkellinsen durchschnittlich 1/15. Der Bildwinkel wird durch das Verhältnis vom Bilddurchmesser zur Brennweite gegeben und beträgt bei sogen. Universalobjektiven ca 6080.
Durch die von Steinheil 1866 erfundenen Aplanate wurde die Leistungsfähigkeit der Petzvalschen Porträtobjektive bezüglich des Bildwinkels und der Ausdehnung der Deutlichkeit des Bildes gegen den Rand zu bedeutend verbessert. Die Aplanate bestehen aus zwei symmetrischen Hälften, deren jede aus zwei verschiedenen Glassorten verkittet ist (Fig. 5). Zu diesem System gehören die Euryskope, Rektilineare, Lynkeioskope. Diese geben bei einem Gesichtsfelde von ca. 60° eine hinreichende Lichtstärke, um in heiterm Sommerwetter selbst Momentaufnahmen machen zu können. Ist ein noch größeres Gesichtsfeld als 60° nötig, so nimmt man Weitwinkellinsen, die ein Gesichtsfeld von 80 bis über 100° besitzen (Weitwinkel-Aplanat, Fig. 6). Es ist sehr schwierig, die Objektive derart zu konstruieren, daß sie einen großen Bildwinkel und gleichzeitig auch große Helligkeit besitzen. Die von Steinheil konstruierten Antiplanete geben bei größerer Helligkeit ein etwas größeres Bildfeld als die Aplanate; erstere sind unsymmetrische Doppelobjektive (Fig. 7). Durch die von Schott in Jena erfundenen optischen Gläser wurde die Konstruktion verbesserter Objektive wesentlich gefördert und große Schärfe der Bilder auf eine ausgedehnte Bildfläche bei großer Helligkeit ermöglicht (lichtstarke Anastigmate). Der Zeiß-Anastigmat (Protar, Fig. 8) war ein großer Fortschritt; er ist der Repräsentant der ersten lichtstarken (unsymmetrischen) Anastigmate (1890), bei dem sphärische und astigmatische Korrektion gut durchgeführt sind. Hierher gehört auch der Periplan von Leitz (Fig. 9). Der Zeißsche Planar (Fig. 10) ist ein symmetrisches Doppelobjektiv mit 6 Linsen von großer Lichtstärke (f.: 3,6), dessen Einzelhälfte nach dem Prinzip der Gaußschen Fernrohrobjektive gebaut ist; es wird auch zur Mikrophotographie und zu Projektionszwecken benutzt. Mehr verwendet wird der Zeiß-Unar (Fig. 11; f.: 4,5), bei dem als Korrektionselement eine zerstreuende und eine sammelnde Luftlinse verwendet wird. Der Zeiß-Tessar (Fig. 12; f.: 6,3) ist etwas lichtärmer, aber besonders gut auf Bildschärfe korrigiert; er wurde insbes. auch als Reproduktionsobjektiv ausgebildet. Sehr verbreitet als Universalobjektive sind die Doppelanastigmate von Goerz. Der Goerz-Doppelanastigmat Dagor (1: 6,8), das erste symmetrische anastigmatische Objektiv (1892), besteht aus zwei symmetrischen Hälften, und jede Hälfte ist aus drei Linsen verkittet (Fig. 13); das anastigmatisch korrigierte Bildfeld dehnt sich bis zu einem Winkel von 90° aus; analog ist der Orthostigmat Steinheils und Voigtländers Kollinear (Fig. 14), die bei großer Helligkeit ein ausgedehntes Bildfeld mit deutlicher Bildschärfe decken. Es wurden auch Doppelobjektive hergestellt, deren Vorder-[825] und Hinterlinse aus je vierfach verkitteten Gläsern bestehen. Sie geben für sich allein gute Bilder (Zeiß' Anastigmat-Satzlinse, Fig. 16); durch Kombination mit andern ähnlichen Linsen erhält man Doppelobjektive verschiedener Brennweite und Leistungsfähigkeit. Solche Linsensätze fertigt man auch aus Aplanat- oder Doppel-Anastigmattypen an. Zu diesen aus acht Linsen bestehenden Objektiven gehören Suters Anastigmat und Reicherts Kombinar (f.: 6,3; Fig. 17). Bei allen diesen symmetrischen Doppelobjektiven kann die Hinterlinse als »einfache Landschaftslinse« von ungefähr doppelter Brennweite der Doppelkombination verwendet werden. Für Zwecke der Dreifarbenphotographie verlangt man Objektive, bei denen der Farbenfehler nicht nur in der üblichen Weise für zwei Farben, sondern für drei Farben (Rot, Grün, Blau) behoben ist, so daß Bilder, die hinter roten, grünen und blauen Gläsern aufgenommen wurden, Negative von gleicher Größe und Schärfe liefern. Hierher gehören der Alethar von Goerz (Fig. 19) und speziell korrigierte Kollinare. Anderseits war man bestrebt, die Einfachheit der Objektivkonstruktionen mit guter Korrektur zu vereinigen. Es entstanden Objektive mit 4 einzeln stehenden Linsen, wie der Aristostigmat (f.: 6,8) von Meyer in Görlitz (Fig. 18), der lichtstarke Doppelanastigmat Celar (k.: 4,5) von Goerz (Fig. 15), der symmetrisch gebaut ist (Bildwinkel 70°), der Busch-Anastigmat Omnar (Tafel II, Fig. 1) und Steinheils Unofokal, bei dem die Farbenkorrektur durch einen Luftabstand zwischen positiver und negativer Glaslinse herbeigeführt ist. Ferner der Reichertsche Solar (f.: 6,8); die Linsenformen der beiden letztern sind ähnlich dem Goerzschen Celar. Aus nur drei Linsen besteht die englische Cooke-Linse, die in Deutschland von Voigtländer als Triple-Anastigmat erzeugt (Fig. 2), von Voigtländer als Dynar (f.: 6) verbessert (Fig. 3) und schließlich als besonders lichtstarkes und gut korrigiertes Porträtobjektiv als Voigtländersches Heliar (f.: 4,5) weiter gebildet wurde (Fig. 4). Ähnlich ist der Summar von Leitz. Ein Objektiv von ungewöhnlich großem Bildwinkel ist der von Goerz (1900) erfundene Hypergon-Doppelanastigmat (Fig. 5) mit halbkugelförmigen Linsen, die einen Bildwinkel von ca. 135° umfassen, jedoch lichtarm und nicht frei von Farbenfehlern sind.
Die Größe des Bildes hängt von der Brennweite der Linse ab. Je größer diese, desto großer ist das Bild. Um die Kamera für Linsen verschiedener Brennweite benutzen und das Bild scharf einstellen zu können, ist sie mit einem Auszug versehen, der gestattet, sie zu verlängern oder zu verkürzen. Ist bei Landschafts- oder Architekturaufnahmen ganz nahe liegender Vordergrund mit weit entfernten Gegenständen im Bild enthalten, so muß man, um alles gleich scharf zu gewinnen, eine Blende anwenden. Dadurch werden aber die Bilder der Kamera lichtschwächer, und dieses macht Aufnahmen von dunkeln Innenräumen (Interieurs) meistens in hohem Grade langwierig. In neuerer Zeit konstruierte Miethe in Braunschweig, Steinheil in München und Zeiß in Jena sogen. Fernobjektive (Teleobjektive), die dazu dienen, weit entfernte Gegenstände, die mit gewöhnlichen photographischen Apparaten auf den Platten sehr klein erscheinen würden, in sehr vergrößertem Maßstab aufzunehmen. Das Teleobjektiv besteht aus einer Sammellinse a (Fig. 9) und einer Zerstreuungslinse b, die durch den Trieb d voneinander entfernt oder genähert werden. Bei der Steinheilschen Konstruktion (Fig. 12) dient als Sammellinse ein Antiplanet (a) und als Zerstreuungslinse eine dreifach verkittete Linse b. Vgl. Schmidt, Das Fernobjektiv (Berl. 1898.). Das Buschsche Bis- Telar ist nach dem Prinzip der Teleobjektive konstruiert (Fig. 6), besitzt jedoch sehr handliche Form, die für Handkameras bestimmt ist; es vergrößert aufs Doppelte. Über photographische Objektive vgl. Gleichen, Vorlesungen über photographische Optik (Leipz. 1905); Holm, Das Objektiv im Dienste der P. (2. Aufl., Berl. 1906); Miethe, Photographische Optik (das. 1893); Rohr, Theorie und Geschichte des photographischen Objektives (das. 1899) und Die optischen Instrumente (Leipz. 1906).
Das Atelier des Photographen erfordert, besonders zur Aufnahme von Porträten, gardinenähnliche Vorrichtungen und Lichtschirme, um das Licht passend zu regulieren. Wie diese anzuwenden sind, muß von dem Photographen für jeden einzelnen Fall mit künstlerischem Verständnis bestimmt werden. In der Regel ist die Seitenglaswand der Ateliers gegen Norden gerichtet und das verglaste Dach schwach geneigt. Die gewonnenen Aufnahmen werden in der Dunkelkammer bei gelbem oder rotem Licht entwickelt, da dieses auf die photographischen Platten wenig einwirkt. Fig. 7 zeigt eine Dunkelkammerlaterne, die im Innern eine Lampe oder Kerze trägt, bei a mit orangegelbem, bei b mit rotem Glas verschlossen ist. Vgl. F. Stolze, Handwerksbuch für Photographen (Halle 1899).
Der chemische Prozeß, auf dem das photographische Verfahren beruht, ist der folgende: Chlor-, Brom- und Jodsilber erleiden im Licht eine Farbenveränderung, die bei Chlorsilber am stärksten, bei Jodsilber am schwächsten ist. Bei der Belichtung von Chlor- und Bromsilber werden Chlor und Brom frei, und es entsteht ein Silbersubchlorid, resp. Silbersubbromid; ähnlich verläuft der Prozeß mit Jodsilber. Alle Körper, die Brom, Chlor oder Jod chemisch binden, erhöhen die Lichtempfindlichkeit der betreffenden Silbersalze beträchtlich. Solche Körper nennt man Erreger oder chemische Sensibilisatoren. Dahin gehören: salpetersaures Silber, salpetrigsaures Kali, Tannin, Gelatine etc. Beim sehr kurzen Belichten von Bromsilbergelatine in der Camera obscura entsteht ein unsichtbares (latentes) Lichtbild, wobei an den belichteten Stellen das Bromsilber (wahrscheinlich zufolge Abspaltung sehr kleiner Mengen von Brom, Bildung von Silbersubbromid) gegenüber dem sogen. Entwickler aktiv wird (vgl. Eder, Photochemie, 3. Aufl., Halle 1906), d.h. durch die stark reduzierend wirkenden Entwicklerflüssigkeiten zu metallischem Silber reduziert wird; die Bromsilberemulsion sowie das aus metallischem Silber bestehende Negativ ist gebildet aus unendlich vielen, mikroskopisch kleinen, unregelmäßig geformten Körnchen von ungefähr 0,002 mm, deren Zahl auf 1 qmm eines Negativs ca. 270,000 beträgt; es ist somit von sehr zartem Bau. Das so entstehende Negativ ist meistens kräftig genug und bedarf nur noch der Fixierung (Entfernung des Bromsilbers) durch unterschwefligsaures Natron. Nachher ist aber ein sehr langes Waschen erforderlich, um die der Gelatineschicht hartnäckig anhaften den Fixiersalze zu entfernen. Ist das entstandene Negativ aber nicht dicht genug, sondern zu schwach, so muß an den Bildstellen auf chemischem Wege der Silberniederschlag verstärkt werden. Die Verstärkung von Bromsilbergelatineplatten geschieht nach dem Fixieren, indem man sie in eine Lösung von Quecksilberchlorid legt, wobei auf[826] dem Silber Chlorsilber entsteht und unlösliches weißes Quecksilberchlorür sich ablagert; durch Übergießen mit Ammoniak wird dieser weiße Niederschlag in eine intensiv deckende schwarze Quecksilberverbindung übergeführt und dadurch die Dichte des negativen Bildes verstärkt. Der Uranverstärker besteht aus einem Gemisch von rotem Blutlaugensalz und Urannitrat; er verstärkt mit braunroter Farbe. Als Abschwächung allzu kräftiger Negative dient eine Lösung von Fixiernatron mit Zusatz von rotem Blutlaugensalz oder Ammoniumpersulfat. Der positive Prozeß besteht in einer durch das Licht bewirkten Reduktion des Chlorsilbers und des beigemischten salpetersauren oder zitronensauren Silbers zu metallischem Silber von brauner Farbe. Die im Papier enthaltenen Silbersalze werden nur zum kleinsten Teil reduziert, der Überschuß muß durch Waschen, resp. durch Baden in der Lösung von unterschwefligsaurem Natron entfernt werden. Beim Tonen der Bilder in Goldlösung wird ein Teil des Goldchlorids in der Lösung durch das metallische Silber reduziert, und es schlägt sich metallisches Gold auf die dunkeln Stellen des Bildes nieder, das die Farbe des Bildes angenehmer macht. Somit besteht das fertige Papierbild teils aus Silber, teils aus Gold. Auf 3 Teile Silber kommt etwa 1 Teil Gold. Das Quantum edler Metalle ist aber sehr gering, beträgt in einem Visitenkartenbild etwa 1/500 g.
Zum Kopieren der Negative können nicht nur Silbersalze, sondern mit gleichem Vorteil auch andre lichtempfindliche Metallsalze verwendet werden, zunächst Eisensalze. Tränkt man das Papier mit einer Mischung von zitronensaurem Eisenoxyd und rotem Blutlaugensalz und exponiert es noch feucht, so erhält man ein blaues Bild, bestehend aus Turnbulls Blau, das durch Waschen in Wasser fixiert wird (s. Cyanotypie). Oxalsaures Eisenoxyd wird auf damit getränkten Papieren im Lichte zu Eisenoxydulsalz reduziert. Das letztere wirkt seinerseits auf Silbersalze, zersetzt diese und scheidet an den belichteten Stellen metallisches dunkles Silberpulver aus, wodurch ein deutliches photographisches Bild entsteht (Kallitypie). In ähnlicher Weise wirkt das Eisenoxydulsalz auf Platinchlorür, indem es letzteres zu schwarzem Platinpulver reduziert; auf diese Weise entstehen die von Willis erfundenen Platindrucke (Platinotypie). Zusatz kleiner Mengen von Quecksilbersalzen oder Palladiumsalzen ändert die Farbe der Platindrucke ins Braune (Sepiaplatinpapier). Über Verwendung der Platindrucke zur Katatypie s. d. Das mit oxalsaurem Eisenoxyd und Kaliumplatinchlorür getränkte Papier (Platinpapier) liefert, unter einem Negativ belichtet, ein schwach sichtbares Bild, das erst beim Eintauchen in eine Lösung von oxalsaurem Kali kräftig schwarz hervortritt (vgl. Hübl, Der Platindruck, 2. Aufl., Halle 1902). Neuerdings hat auch Bromsilbergelatinepapier im Positivprozeß große Verbreitung gewonnen; es wird analog den Bromsilberemulsionsplatten (s. oben) hergestellt und ebenso wie diese entwickelt. Es dient hauptsächlich wegen seiner großen Lichtempfindlichkeit zum Kopieren von Papierbildern bei Lampenlicht (s. unten: »Vergrößerungen«) und ermöglicht das Kopieren in wenigen Sekunden. Diese Art der Erzeugung von Papierbildern eignet sich zur Massenproduktion von Bromsilberkopien auf »endlosem Papier« (Kilometerphotographie), wobei man sich einer maschinellen Einrichtung zur automatischen Belichtung, Entwickelung und Fixierung der Bilder mittels rotierender Walzen bedient (Kopiermaschinen). Auch Chlorsilbergelatinepapier findet für diesen Zweck Anwendung (vgl. Eder, Die P. mit Bromsilber- und Chlorsilbergelatine, 5. Aufl., Halle 1903), das weniger empfindlich ist und sich durch die rötliche oder bräunliche Nuance der Bilder auszeichnet. Chlorbromsilberpapiere stehen an Empfindlichkeit und Nuance zwischen beiden (je nach der Empfindlichkeit Gaslicht- oder Tageslichtpapier genannt). Das Kohleverfahren oder Pigmentdruckverfahren gründet sich darauf, daß Gelatine, wenn man sie mit einem chromsauren Salz (Kaliumbichromat) dem Licht aussetzt, in Wasser (zufolge photochemischer Bildung von Chromoxyd) unlöslich wird. Enthält die Mischung einen Farbstoff (Pigment), so halten die unlöslich gewordenen Stellen diesen mechanisch zurück. Überzieht man Papier mit solcher Mischung und exponiert es unter einem Negativ, so kann man durch Auswaschen mit heißem Wasser ein Bild erhalten. Da aber die Wirkung des Lichtes an der Oberfläche beginnt und sich mehr oder weniger tief durch die Dicke der lichtempfindlichen Schicht erstreckt, so werden unter den im Licht unlöslich gewordenen Stellen noch einzelne unmittelbar auf dem Papier liegende Gelatineteilchen löslich bleiben, die in heißem Wasser sich lösen und den darüberliegenden »Halbtönen« ihren Halt rauben. Um dieses zu vermeiden, hebt man das auf der Oberfläche der belichteten Gelatineschicht liegende, anfangs unsichtbare Bild ab. Für diesen Zweck preßt man ein Stück mit gegerbter Gelatine überzogenen Papiers auf, das sogen. Übertragspapier. Dieses klebt dann auf der Oberfläche fest. Behandelt man jetzt die zusammengepreßten Papiere mit heißem Wasser, so werden alle nicht vom Licht getroffenen Stellen gelöst; das erste Papier, das nur als Träger der lichtempfindlichen Gelatineschicht diente, löst sich ab, und die Bildstellen, aus unlöslich gewordener farbiger Gelatine bestehend, haften am Übertragspapier. Ist dieses mit einer seinen Harzschicht eingerieben, so ist die Haftung nur locker. Preßt man alsdann ein zweites Stück Gelatinepapier auf, so haftet das Bild auf der zweiten Fläche stärker als auf der ersten und kann demnach in dieser Weise zum zweitenmal übertragen werden. Das beim ersten Übertragen erhaltene »Pigmentbild« ist verkehrt, d.h. es erscheint als Spiegelbild des Gegenstandes; das zweimal übertragene Bild ist dagegen in richtiger Stellung. Trägt man die Pigmentschicht auf Celluloidblätter auf und belichtet von rückwärts, so erhält man mit einer einmaligen Übertragung ein seitenrichtiges Bild (Krayns Verfahren, eingeführt durch die Neue Photographische Gesellschaft in Berlin). Von den andern zahlreichen neuern Kopierverfahren mit Chromsalzen fand der Gummidruck (s. d.) vielfach Anwendung zur künstlerischen P. Man kann diese Pigmentbilder auch auf Glas übertragen und erhält dadurch schöne transparente Fensterbilder, Laternenbilder und Diapositive aller Art. Die Bilder sind sehr beständig und auch für Zwecke der heliographischen Ätzung verwendbar. Vgl. Eder, Das Pigmentverfahren und die Heliogravure (Halle 1896); Vogel, Das photographische Pigmentverfahren (5. Aufl., Berl. 1905); Liesegang, Der Kohledruck (13. Aufl., Düsseld. 1905); Mercator, Leitfaden für die Ausübung des Kohledruckes (Halle 1897). Bei dem Staubverfahren mischt man chromsaures Salz mit Gummilösung und Traubenzucker und läßt diese Lösung auf Glas eintrocknen. Die Schicht verliert im Licht ihre Klebrigkeit. Belichtet man sie unter einem positiven Bild, so bleibt sie unter den schwarzen Bildkonturen klebrig, und[827] wenn man dann trocknes Farbenpulver aufstäubt, so haftet dieses an den klebrig gebliebenen Stellen, und in dieser Weise kommt das Bild in Staubfarbe zum Vorschein. Stäubt man mit Porzellanfarbe ein, so erhält man ein einbrennbares Bild, das nach dem Überziehen der Schicht mit Kollodium sich unter Wasser leicht vom Glas ablösen und auf Porzellan- und Glasgeschirr übertragen und einbrennen läßt (Photokeramik). Vgl. Liesegang, Photographische Schmelzfarbenbilder (3. Aufl., Düsseld. 1898); Schwier, Handbuch der Emailphotographie (Weim. 1885); Krüger, Die Photokeramik (2. Aufl. von Husnik, Wien 1893); Mercator, Die Photokeramik (Halle 1900).
Diapositive, photographische Projektions- oder Laternbilder werden gegenwärtig sehr häufig erzeugt, weil sie einen wichtigen Behelf für Demonstrations- und Unterrichtszwecke vor einem größern Publikum bilden. Zur Herstellung von Diapositiven werden nach guten Negativen Kopien auf Bromsilber- oder besser auf den von Eder zuerst angegebenen Chlorbromsilber-Gelatineplatten hergestellt; sie werden ähnlich wie Bromsilberplatten entwickelt, weisen jedoch größere Zartheit und schönere Farbennuancen auf. Auch das Pigmentverfahren wird für Diapositive verwendet. Diapositive bilden auch die Grundlage für manche heliographische Prozesse, z. B. die heliographische Kupferätzung oder Photogravüre.
Das weiteste Feld der P. ist das Porträt- und Landschaftsfach. Die Erzielung eines gefälligen Porträts hängt nicht nur von der sorgfältigen Beobachtung der technischen Regeln der P. ab, sondern auch von der Erfüllung künstlerischer Bedingungen in Stellung des Aufzunehmenden, richtiger Lichtverteilung, Arrangement der Umgebung (vgl. H. W. Vogel, Photographische Kunstlehre, Berl. 1891; Loescher, Die Bildnisphotographie, das. 1903, und Leitfaden der Landschaftsphotographie, das. 1901; Stolze, Stellung und Beleuchtung in der Porträtphotographie, Halle 1897; Miethe, Künstlerische Landschaftsphotographie, 2. Aufl., das. 1906; Horsley-Hinton, Künstlerische Landschaftsphotographie, deutsch, 2. Aufl., Berl. 1900). Der Erkenntnis der künstlerischen Grundsätze, worauf die P. beruht (z. B. Stellung des Aufzunehmenden, Beleuchtung desselben), und dem Fortschritt der photographischen Technik durch Erfindung der hochempfindlichen Bromsilber-Gelatineplatten verdankt man die wichtigsten Fortschritte im Felde der Porträtphotographie. Das bei der Aufnahme gewonnene Negativ wird einer Negativretusche unterzogen, durch die man diejenigen Teile, die zu hell, d.h. zu durchsichtig, erscheinen, durch Bearbeiten mit Bleistift, Tusche oder Karmin weniger durchsichtig macht und dadurch verhindert, daß sie beim Kopieren zu schwarz werden. Die Negativretusche wird jetzt in der Porträtphotographie ganz allgemein vorgenommen, ehe man zum Kopieren des Bildes schreitet. Nachher wird es auf gewöhnlichem Wege kopiert und die kleinen Fehler, die dann noch im Bild übrig sind, durch Positivretusche hinweggeschafft. Die Bildgröße richtet sich nach der Brennweite des Objektivs; man benutzt daher zu größern Aufnahmen Objektive mit längerer Brennweite. Es ist schwierig, alle Punkte des Aufzunehmenden in den Folus zu bringen, d.h. scharf darzustellen. Gewöhnlich werden nur die in einer Ebene liegenden Teile vollkommen scharf, die vor oder hinter derselben liegenden Partien aber mehr oder weniger »unscharf«. Aus diesem Grunde sind direkte lebensgroße Aufnahmen mit Schwierigkeiten verknüpft, und man pflegt lebensgroße Bilder lieber dadurch herzustellen, daß man Bilder nach kleinen Negativen vergrößert. Bei photographischen Aufnahmen spielen die perspektivischen Eigentümlichkeiten der Linsenbilder eine einflußreiche Rolle; so werden z. B. zu weit vorgestreckte Hände oder Füße leicht zu groß. Aufnahmen in sehr kurzer Expositionszeit, sogen. Momentbilder, lassen sich mit Hilfe der hochempfindlichen Gelatineplatten und guter Objektive bei gutem Licht unschwer erzielen, am besten im Freien im Sommer. Man hat zum schnellen Öffnen und Schließen sogen. Momentverschlüsse der mannigfachsten Konstruktion erdacht. Die einfachsten sind diejenigen, bei denen mittels auszulösender Sprungfeder ein Brett (Fallbrett) oder Blech mit einem Schlitz am Objektiv vorbeigezogen wird (Taf. II, Fig. 10 u. 11). Die Auslösung geschieht meistens pneumatisch, d.h. durch den Druck auf einen Gummiball a (Fig. 13) oder durch Druck auf einen Sperrhaken (Fig. 15). Schneller erfolgt das Öffnen und Schließen, wenn zwei durchlochte Platten in entgegengesetzter Weise sich voreinander bewegen (Fig. 8 u. 14). Sehr gleichmäßige Momentbelichtungen geben Sektorenverschlüsse nach Art der Irisblenden, die in der Mitte der Doppelobjektive angebracht sind und sich vom Zentrum aus öffnen und schließen (Fig. 17). Abweichend hiervon ist der Momentverschluß von Anschütz (Schlitzverschluß), der sich dicht vor der Platte bewegt. Dieser Verschluß (Fig. 16) besteht aus einer mit einem engen und weiten verstellbaren Schlitz versehenen Jalousie, die über Rollen läuft, die durch Federkraft in Rotation versetzt werden, sobald man durch Druck auf einen Gummi ball die Bremsvorrichtung auslöst, und wird deshalb mit Vorliebe zu den schnellsten Momentaufnahmen verwendet. Der Verschluß, der die volle Lichtstärke der Objektive auszunutzen gestattet, läßt Belichtungen bis zu 1/1000 Sekunde und weniger zu. Für weniger rasche Aufnahmen kann man auch den Rouleauverschluß vor dem Objektiv anbringen.
Die Momentapparate werden entweder auf gewöhnlichen Kameras mit Stativ angebracht, oder man konstruiert sie so handlich und klein und gibt ihnen so unscheinbare Formen, daß man sie unauffällig tragen und zum Photographieren aus freier Hand verwenden kann (Moment-, Hand-, Geheim- oder Detektivkamera). Häufig haben die einfachsten Handkameras die Form von Holzkästchen. Tafel III, Fig. 2, zeigt die Krügenersche Handkamera, bei der eine Vorrichtung zum Wechseln der Platten (Plattenmagazin) sich im Innern des Kästchens befindet. Auch sind Vorrichtungen zum Ein setzen von Blenden, Momentverschluß etc. vorhanden. Man zielt auf den zu photographierenden Gegenstand und löst dann den Momentverschluß aus. Um das Zielen zu erleichtern, führte man Sucher ein, d.h. eine kleine Kamera, die an der Ecke der großen sitzt und ein Bildchen entwirft, das eine Idee gibt, wie das große Bild, das die Hauptkamera liefert, aussieht. Der Sucher (Fig. 4) besteht z. B. aus einem Kästchen mit einer Linse o, die das Bild liefert. Dieses wird von dem Spiegel Sp nach oben reflektiert, so daß es auf der Visierscheibe v deutlich sichtbar wird, wenn der Schutzdeckel D aufgeklappt ist. Man dreht dann den Momentkasten hin und her, bis man auf v das Bild genau so erblickt, wie man es haben will; dann drückt man den Momentverschluß ab. Man[828] kann hierbei den zu photographierenden Gegenstand im Bildfelde suchen, ohne ihn direkt anzublicken. In kluger Weise ist der Sucher bei der Spiegel-Reflexkamera vermieden. Die Platte liegt hinter dem Spiegel und ist durch diesen völlig geschützt. Man sieht das durch das Objektiv o entworfene Bild und kontrolliert es hinter D in seiner ganzen Größe. Der Momentverschluß wird durch Ziehen an einer Schnur oder Druck auf einen Knopf von außen in Funktion gesetzt; er hebt zunächst den Spiegel Sp, so daß die Platte frei wird, gleich darauf tritt der eigentliche Verschluß in Tätigkeit. Die Platte befindet sich in einer besondern Kassette mit Schieber. Solche Reflexkameras fertigt Voigtländer in Braunschweig an (Tafel III, Fig. 1), Lechner (Wien), Hesekiel (Berlin) u.a. Man benutzt bei Handkameras häufig Films. Um die Kamera recht unauffällig zu gestalten, gab man ihr die Form eines Buches, eines Theaterperspektivs; letztere Anordnung fand von Paris aus unter dem Namen Photo-Jumelle große Verbreitung. Fig. 5 zeigt einen Photo-Jumelle: bei a befindet sich das photographische Objektiv, bei b eine einfache Linse von ähnlicher Brennweite, welch letztere das Bild des Gegenstandes auf der Visierscheibe c entwirft; bei d kann der Beschauer dies wahrnehmen; bei e befindet sich ein Plattenmagazin, welches das leichte Auswechseln der verbrauchten Platten erlaubt. Soll die Handkamera auch zu Nahaufnahmen dienen, so empfiehlt es sich, die Kameralänge veränderlich zu machen, oder man macht das Objektiv in einem Schneckentrieb verschiebbar.
Die Klappkameras verschiedener Systeme nehmen einen sehr kleinen Raum ein. Tafel III, Fig. 3, zeigt die Goerz-Anschützsche Klappkamera mit verstellbarem Objektiv, verstellbarem Schlitzverschluß, Sucher und pneumatischer sowie Fingerdruckauslösung; Metallspreizen halten den Lederbalg der geöffneten Kamera fest. Hierher gehören auch die Zeißsche Palmoskamera (Fig. 6) und die Lechnerschen und Goldmannschen Klappkameras. Durch Anwendung von Rollfilms und durch Zusammenklappen der Kamera erhält man handliche Taschenkameras, z. B. den Klapp-Kodak (Fig. 7) der englisch-amerikanischen Eastman-Comp., während die sogen. Cartridge-Kodaks sowohl für Films als für Glasplatten und mit Verstellbarkeit des Kameraauszuges eingerichtet sind. In ähnlicher Weise werden auch in Deutschland von Ernemann (Fig. 10), Hüttig, Krügener u.a. Filmkameras hergestellt. Ein eigentümlicher Apparat zur Landschaftsaufnahme ist der Panoramenapparat (s. d.). Man dreht während der Aufnahme das Objektiv a (Tafel IV, Fig. 6) mittels des Hebels b, so daß das Lichtbild von c nach d sukzessive sich verbreitet und nach und nach alle Gegenstände des Horizonts ins Gesichtsfeld treten. Die biegsame Film wird in einer gebogenen Kassette in die richtige Krümmung gebracht (Moessards Cylindrograph). In den Panoram-Kodaks geschieht die Aufnahme durch eine Schwenkung des Objektivs selbst, vermittelst Drückens des Knopfes, wodurch der eigentliche Verschluß überflüssig wird. Der Film, der das Bild aufnimmt, liegt in einem Bogen im Rückteil der Kamera und besitzt z. B. ein Format von 6×18 cm. Der Bildwinkel, den der Panoram-Kodak umfaßt, beträgt 112140°.
Das Architektur- und Landschaftsfach liefert die Bilder von Denkmälern der Baukunst, Veduten etc. Bei Ausübung desselben befolgt man das gewöhnliche photographische Verfahren, jedoch werden fast immer die Kameras auf Stative gestellt. Die Reisekamera wird zum Zwecke des bequemen Transports möglichst leicht und kompendiös gebaut. Tafel III, Fig. 9 u. 11, und Tafel IV, Fig. 1 u. 2, zeigen die Kamera mit beliebig einziehbarem Balge, Vorrichtungen, um die Platte am Rückteile der Kamera hoch oder quer zu stellen sowie um die Kamera nach aufwärts zu richten; auch die Anordnung des Stativs, Momentverschlusses sowie die Einrichtung einer aufklappbaren Doppelkassette, die zwei photographische Platten enthält und von beiden Seiten je nach Bedarf geöffnet werden kann, ist Tafel III, Fig. 8, abgebildet. Durch Einführung der Trockenplatten ist die Landschaftsphotographie sehr erheblich erleichtert worden. Man kann diese Platten fertig präpariert mit auf die Reise nehmen und sie nach der Belichtung beliebig lange verwahren, ehe man zur Entwickelung schreitet. Beachtung künstlerischer Grundsätze ist auch im Landschaftsfach eine wichtige Regel zur Erzielung gefälliger Bilder. Wahl des Standpunktes und der günstigsten Beleuchtung sind die Hauptmomente, worauf der Landschaftsphotograph zu achten hat. Namentlich empfehlen sich für diesen die orthochromatischen Platten (s. oben); sie geben eine erheblich bessere Zeichnung des grünen Laubwerkes sowie der Wolken und der in Duft gehüllten Ferne als die gewöhnlichen Platten.
Die Kamera für Dreifarbenaufnahmen und Autotypie muß frei von Erschütterung aufgestellt werden, oder es muß die Erschütterung durch Aufstellen der Kameras auf federnden Gestellen aufgehoben werden. Letztere Anordnung wird bei der sogen. Schwingkamera (Tafel IV, Fig. 3) angebracht und wirkt der Entstehung unscharfer Bilder bei der photographischen Aufnahme entgegen. Häufig werden auch Schwingkameras mittels Seilen und Zugfedern an der Decke des Reproduktionsateliers aufgehängt (Fig. 4).
Stereoskopbilder sind mit Hilfe der P. leicht herzustellen. Es genügt, zwei Aufnahmen desselben Gegenstandes von zwei verschiedenen, jedoch in derselben Ebene und Höhe gelegenen Punkten aus zu machen. Befindet sich der Gegenstand in der Nähe, so liegen auch die beiden Aufnahmepunkte nahe beieinander, nur um 8 cm voneinander entfernt. Man nimmt dann beide Bilder mit einemmal auf, indem man eine Kamera mit zwei Objektiven benutzt (Stereoskopkamera). Das rechte Objektiv liefert alsdann das Bild für das rechte Auge, das linke Objektiv das für das linke Auge. Sind die Gegenstände sehr weit entfernt, so macht man die beiden Aufnahmen nacheinander, indem man dabei die Kamera um 3060 cm verrückt (vgl. Stolze, Die Steroskopie, Halle 1894; Bergling, Stereoskopie, Berl. 1896; Scheffer, Anleitung zur Stereoskopie, das. 1904). Aufnahmen vom Luftballon aus sind seit Einführung der Gelatinetrockenplatten wiederholt mit Erfolg gemacht worden und zwar mittels Momentphotographie durch das preußische Ballondetachement, die österreichische Luftschifferabteilung u.a. Mondscheinbilder sind oft nichts weiter als bei hellem Tage gemachte Aufnahmen, die sehr kurz belichtet und so dunkel kopiert werden, daß sie einen mondscheinartigen Effekt machen. Dennoch ist es seit Einführung der hochempfindlichen Gelatineplatten möglich, bei wirklichem Mondschein Aufnahmen zu machen, freilich mit einer Expositionszeit, die 144,000mal länger ist als die bei Tageslicht mit denselben Instrumenten und Platten nötige.
Vergrößerungen stellte man früher ausschließlich mittels der sogen. Solarkamera her. Diese ist[829] ein dem Sonnenmikroskop oder der Laterna magica ähnliches Instrument mit einem nach zwei Richtungen hin beweglichen Spiegel, der die Sonnenstrahlen auf eine plankonvexe große Linse wirft. Diese konzentriert die Strahlen auf das Negativ und bel eucht et es blendend hell. Das Negativ steht nahe dem Brennpunkt eines photographischen Objektivs, das genau in derselben Weise wie die Linse einer Laterna magica ein vergrößertes Bild von dem Negativ entwirft. Statt des Sonnenlichts wird gegenwärtig in der Regel elektrisches Licht, Auersches Gasglühlicht etc. mit Erfolg angewendet. Neuerdings ist die Herstellung von Vergrößerungen sehr erleichtert worden durch Anwendung des hochempfindlichen Bromsilberemulsion-Papiers. Das Papier ist so empfindlich, daß.;erstreutes Tageslicht und selbst Petroleumlicht (mittels des Skioptikons) zur Herstellung solcher Vergrößerungen hinreicht. Vgl. Stolze, Die Kunst des Vergrößerns (Halle 1895); Loescher, Vergrößern und Kopieren auf Bromsilberpapier (2. Aufl., Berl. 1903).
Mikroskopische Bilder, die nur unter starker Vergrößerung sichtbar sind (Photomikrographie), werden nach einem gewöhnlichen Negativ in einer eigentümlichen kleinen Kamera aufgenommen. Man stellt mit Hilfe eines Mikroskops ein. Große Wichtigkeit erlangten diese mikroskopischen Bildchen zur Zeit der Belagerung von Paris zur Reduktion der Taubenpostdepeschen auf einen möglichst kleinen Raum. Man setzte die Depeschen (oft mehrere hundert gleichzeitig) in gewöhnlicher Schrift, photographierte diese mikroskopisch auf Kollodium, löste das dünne Häutchen mit dem Bild ab und steckte eine Anzahl solcher Häutchen in eine Federpose, die der Brieftaube angebunden wurde. Die Häutchen wurden am Bestimmungsort mittels einer Laterna magica vergrößert und dann von Schreibern kopiert. Ebenso wichtig wie die mikroskopische P. ist die Mikrophotographie, d.h. die photographische Fixierung der durch ein Mikroskop hervorgebrachten vergrößerten Bilder (Näheres s. Mikrophotographie). Farbige mikroskopische Präparate werden mit orthochromatischen Platten, event. hinterfarbigen Lichtfiltern photographiert, oder man zerlegt weißes Licht mittels eines Prismas und läßt nur gewisse Farbenstrahlen des Spektrums in den mikrophotographischen Apparat eintreten oder photographiert mittels des ultravioletten Lichtes des Spektrums (vgl. Siedentopf, Über die physikalischen Prinzipien der Sichtbarmachung ultramikroskopischer Teilchen, Berl. 1904).
In neuerer Zeit hat man versucht, die P. auch zu anthropometrischen Zwecken zu benutzen, insbes. zur Identifikation von Personen für polizeiliche Zwecke. Man photographiert Profil- und En face-Aufnahmen (Brustbild) in einer ganz bestimmten Verkleinerung (Visitformat) und nimmt die Maße der Körperlänge, des Fußes, der Hand, des Kopfes etc., die im Verein mit der photographierten Aufnahme die Erkennung eines Individuums unter Tausenden ermöglichen (vgl. Bertillon, Die gerichtliche P.; deutsche Ausg., Halle 1895, und Artikel »Bertillonsches System«).
Bei der Aufnahme des Sonnenspektrums liefert die P. auch Bilder von dem dem Auge kaum sichtbaren ultravioletten Teil des Spektrums, indem gerade für diese wenig sichtbaren Strahlen die photographische Platte ganz besonders empfindlich ist. Da die ultravioletten Lichtstrahlen bei Durchgang durch Glas stark geschwächt werden, so benutzt man zur Herstellung der Linsen und Prismen Bergkristall und Flußspat (Cornu); da aber auch atmosphärische Luft ein Hindernis für den Durchgang künstlich erzeugten, brechbarsten Lichtes bietet, so pumpt man die Apparate zum Studium dieser Lichtstrahlen luftleer (Schumanns Vakuum-Spektrograph). Rowland in Baltimore hat (seit 1881) mit seinen konkaven Beugungsgittern auf Spiegelmetall ein Sonnenspektrum aufgenommen, das von Gelb bis Violett 9 m Länge zeigt. Durch die Einführung der Konkavgitter, die zahlreiche mit dem Diamant geritzte Furchen enthalten (bei sechszölligen Gittern 110,000 Furchen), hat die Spektralanalyse unter Benutzung der photographischen Beobachtungsmethode einen wesentlichen Fortschritt gemacht, und die Wellenlängenbestimmungen des Lichtes haben eine früher kaum für erreichbar gehaltene Genauigkeit gewonnen. Das Instrument ist das einzige, das für alle Strahlen, auch für die ultravioletten und infraroten, brauchbar ist. Vgl. Astrophysik, Spektralanalyse und Landauer, Die Spektralanalyse (Braunschw. 1896); Kayser, Handbuch der Spektroskopie (Leipz. 190002, 2 Bde.); Eder und Valenta, Beiträge zur Photochemie und Spektralanalyse (Halle u. Wien 1905). Photographien des Blitzes wurden mit großem Erfolg aufgenommen (s. Gewitter). Photographien des Nordlichts gelangen Tromholt mit Hilfe von farbenempfindlichen Azalinplatten (s. oben) im Winter 1886.
Künstliches Licht hat man wiederholt mit Erfolg in der P. verwendet. Das gewöhnliche Lampenlicht weist nur eine schwache photographische Wirksamkeit auf, die jedoch zum Kopieren auf Bromsilberplatten oder Bromsilber-Gelatinepapier hinreicht (s. oben). Besser ist das mit Sauerstoff angeblasene Kohlen wasserstofflicht, noch reicher an chemisch wirksamen Strahlen aber das Auersche Gasglühlicht, das Drum mondsche Kalklicht, das Magnesiumlicht und insbes. das elektrische Bogenlicht. Man verwendet letzteres im Porträtfach, indem man es im Brennpunkt eines großen hohlen Reflektors aus weißem Papier an bringt und die direkten Strahlen vom Modell abhält. Das Licht von Glühlampen kann zu diesem Zwecke dienen, wenn man durch dieselben einen kurz andauernden, hochgespannten elektrischen Strom schickt, der die Lampe zu blauweißem Leuchten bringt. Gegenwärtig wird gewaltiges elektrisches Bogenlicht (vier Lampen zu je 34000 Kerzen Helligkeit) in großen photographischen Reproduktionsanstalten sowie in kartographischen Instituten mit bestem Erfolge verwendet. Auch das Quecksilberbogenlicht ist hierzu verwendbar. Zur Erzeugung des Magnesiumlichtes benutzte man früher Magnesiumdraht, jetzt meistens Magnesiumpulver. Beim Durchblasen von reinem Magnesiumpulver durch eine Kerzen- oder Weingeistflamme mittels einer Glasröhre und Kautschukschlauches entzündet es sich blitzschnell. Größere Mengen von Magnesiumpulver lassen sich mittels eines Kautschukgebläses a durch den hohlen Arm e einer Lampe (Tafel IV, Fig. 5) aus einem Hohlraume c aufwirbeln und zur Verbrennung bringen, wenn man mittels eines mit Weingeist befeuchteten Baumwollringes (bei b sowie bei d) einen breiten Flammenmantel erzeugt, den der Magnesiumstaub passieren muß. Da dieses Blitzpulver sehr billig und seine Anwendung sehr leicht ist, so ist es jetzt als das bequemste künstliche Licht in der P. zu betrachten. Mischt man Magnesiumpulver mit sauerstoffreichen Substanzen (Kaliumchlorat, Mangansuperoxyd, Permanganat), so verpufft es blitzschnell (Blitzlicht, s. d.); mischt man es mit Strontiumnitrat oder Baryumnitrat und Magnesiumkarbonat od. dgl., so brennt dieser Magnesiumzündsatz ziemlich langsam ab (Zeitlichtpatronen); die Färbung,[830] die diese Zusätze dem Magnesiumlicht erteilen, sind für die P. farbiger Objekte günstig (panchromatisches Magnesiumlicht). Vgl. Gädicke u. Miethe, Anleitung zum Photographieren bei Magnesiumlicht (Berl. 1887); Eder, Die P. bei künstlichem Lichte (Halle 1891); Holm, P. bei künstlichem Licht (Berl. 1903); Schnauß, Die Blitzlichtphotographie (3. Aufl., Düsseld. 1902).
Über die Anwendung der P. zur Herstellung von Druckplatten, die zur Vervielfältigung in der Buchdruck-, Steindruck- und Kupferdruckpresse geeignet sind (photomechanische Verfahren), s. Photomechanische Druckverfahren.
Das Problem, Photographien in natürlichen Farben herzustellen (Heliochromie, Photochromie, Naturfarbendruck), ist derzeit schon gelöst, wenn auch noch nicht für die Praxis durchführbar. Man kennt zwei Hauptgruppen der direkten Methoden zur Erzeugung von Photochromien:
1) Mittels Silberchlorürs, womit schon Seebeck (1810), dann Becquerel, Niepce (185166), Zenker u.a. Versuche anstellten. Man erhält farbige Bilder unmittelbar nach der Natur, wenn man nach Niepce Silberplatten in eine Lösung von Kupferchlorid und Eisenchlorid taucht. Sie laufen dann dunkel an unter Bildung von Silberchlorür. Benutzt man diese Platten zum Kopieren unter farbigen Bildern, so bekommt man in der Tat farbige Bilder, die annähernd die Naturfarbe zeigen, aber nicht fixiert werden können. Poitevin (1865) erzeugte ähnliche Bilder auf Papier. Nach seinem Verfahren wird Salzpapier auf Silberlösung sensibilisiert, ähnlich dem photographischen Positivpapier, dann behufs Entfernung der Silberlösung gewaschen, nachher in einer Lösung von Zinnchlorür dem Licht ausgesetzt. Hierbei bildet sich aus dem weißen Chlorsilber violettes Silberchlorür. Das Zinnchlorür wirkt nur als Reduktionsmittel. Dieses Papier ist für sich allein wenig farbenempfindlich; behandelt man es aber mit einer Lösung von chromsaurem Kali und Kupfervitriol, so nimmt seine Empfindlichkeit bedeutend zu, so daß man transparente farbige Bilder mit Leichtigkeit damit kopieren kann. Vgl. Zenker, Lehrbuch der Photochromie (2. Aufl., Braunschw. 1900); Wiener, Farbenphotographie durch Körperfarben (Leipz. 1895). Die Farben sind jedoch niemals so lebhaft wie die des Originals; am deutlichsten reproduzieren sich noch die rötlichen Töne. Nach dem Kopieren wäscht man die Bilder mit Wasser aus, um sie weniger lichtempfindlich zu machen. In diesem Zustand halten sie sich im Halbdunkel ziemlich lange; aber ein Mittel, sie absolut haltbar zu machen, ist noch nicht gefunden. Das Fixiernatron der Photographen zerstört die Farben sofort. Wahrscheinlich entstehen hier Körperfarben der in verschiedenen Nuancen gefärbten Silbersubchloride durch einen Ausbleichprozeß (s. unten 2), bei dem z. B. hinter roten Gläsern nur die roten Formen des Silberchlorids geschont werden, die anders gefärbten aber zerstört werden (Wiener).
2) Ausbleichverfahren. Nach den Untersuchungen von Wiener (1889) u.a. wird eine farbige, lichtempfindliche Substanz nur durch jene Farbstrahlen verändert, die sie absorbiert. Ein lichtunechter roter Teerfarbstoff wird daher durch rote Strahlen nicht verändert, denn er wirft sie zurück; vielmehr wirken nur die komplementären Farben bleichend. Vallot mischte (1895) lichtunechte rote, gelbe und blaue Teerfarbstoffe, bestrich damit Papier, das nunmehr schwärzlich gefärbt war, und legte es hinter farbigen Gläsern mehrere Stunden oder Tage lang dem Sonnenlicht aus; hinter roten Gläsern werden alle Farben außer Rot zerstört, hinter blauen Gläsern bleibt nur der blaue Farbstoff erhalten etc. und auf diese Weise entsteht eine farbige Kopie des farbigen Transparentbildes. Worel (1901) erhöhte die Lichtempfindlichkeit der Teerfarbstoffe durch Zusatz von Anisöl, das indirekt den Blei chungsprozeß (Oxydation) befördert; Neuhauß (1902) fügte Wasserstoffsuperoxyd od. dgl. zu. Die Empfindlichkeit des Farbengemisches wurde infolgedessen bereits so sehr gesteigert, daß man in wenigen Minuten bei gutem Sonnenlichte nach einem farbigen Glasbild einen getreuen farbigen Abdruck herstellen kann; es können sogar direkt durch die Aufnahme in der Kamera farbig positive Bilder hergestellt werden, indes ist das Verfahren zu unvollkommen, um praktisch verwertet werden zu können. Vgl. Eder, Geschichte der P. (Halle 1905).
3) Lippmanns Interferenzmethode (1891). Man präpariert Glasplatten mit einer sehr feinkörnigen Bromsilberemulsion und bringt die trockne Platte in einen hohlen Rahmen, in den Quecksilber gegossen wird, so daß dieses unmittelbar die Emulsionsschicht berührt und eine spiegelnde Oberfläche im innigen Kontakt mit letzterer bildet. Man belichtet nun in der Kamera, indem man ein farbiges Bild (z. B. das Sonnenspektrum) durch die Glasplatte auf die Quecksilberschicht einfallen läßt; das einfallende Licht, welches das Bild in der Kamera erzeugt, interferiert mit dem vom Quecksilber reflektierten Licht. Es bilden sich infolgedessen im Innern der lichtempfindlichen Schicht stehende Lichtwellen, leuchtende Maxima und dunkle Minima. Die empfindliche Schicht wird durch diese Vorgänge in eine Reihe von dünnsten Lamellen zerlegt, die zur Dicke den Zwischenraum haben, der zwei Maxima trennt. Diese dünnsten Plättchen haben also genau jene Abstände, die der Wellenlänge und der Farbe des einwirkenden Lichtes entspricht. Entwickelt und fixiert man diese Bilder wie gewöhnliche photographische Trockenplatten, so erhält man nach dem Trocknen Photographien, die im reflektierten Lichte naturwahre, prächtig schillernde Farben zeigen und auch vollkommen haltbar sind. Die auf der Platte sichtbaren Farben sind also etwa von derselben Art wie jene der Seifenblasen, sie sind nur viel reiner und brillanter, namentlich dann, wenn die photographischen Operationen einen gut reflektierenden Niederschlag ergeben haben. Anfangs gelang Lippmann die Erzeugung von Photographien in natürlichen Farben mittels dieses Verfahrens nur mit den hellen, reinen Spektralfarben; später (1892) photographierte er auch Mischfarben (Blumen, farbige Fahnen), Lumière in Lyon (1893) auch Landschaften und sogar ein Porträt einer lebenden Person. Durch Anwendung geeigneter Farben sensibilisatoren hat man seitdem noch bessere Wiedergabe der Farben erzielt. Die sehr lange Belichtungszeit (ca. 10 Minuten in der Sonne), die Unsicherheit der Methode und die Unmöglichkeit, solche Aufnahmen zu vervielfältigen, machen aber derzeit eine industrielle Anwendung unmöglich. Indes gibt kein andres Verfahren homogene Farben wie die Spektra mit so großer Brillanz und Farbentreue wieder.
4) Indirekte Farbenphotographie, Dreifarbenphotographie. Die Schwierigkeit, Photographien in natürlicher Farbe auf direktem photographischen Weg auszuführen, und die Unmöglichkeit. sie für Massenillustrationen zu erzeugen, führte zu Versuchen, auf indirektem Weg farbige photographische [831] Drucke zu erzeugen. Maxwell faßte zuerst (1861) den Gedanken, daß man jedes farbige Bild durch Kombination der sogen. Grundfarben Rot, Gelb und Blau oder Rot, Grün und Blauviolett auf photographischem Wege herstellen könne, wenn man drei photographische Bilder eines gefärbten Gegenstandes durch farbige Gläser oder gefärbte Lösungen (Lichtfilter) aufnehme, welche die drei Grundfarben abgesondert darstellen. Diese aus den drei Grundfarben bestehenden Teilbilder werden durch verschiedene Synthesen wieder zu einem polychromen Bilde vereinigt. Man unterscheidet hierbei zwei Arten von Farbensynthesen:
a) Die Farbensynthese durch Addition der drei farbigen Einzelbilder, bei denen die Farbstrahlen gemischt auf die Netzhaut des Beschauers wirken. Man projiziert z. B. drei farbige Diapositive (Orange, Grün, Blauviolett) mittels eines dreifachen Projektionsapparates auf eine weiße Wand, wobei sich Orange, Grün und Blauviolett zu dem Empfinden von Weiß addiert und alle bunten Mischfarben entstehen (Maxwell 1861, Ives 1888, Vidal 1892, Miethe 1903).
In neuerer Zeit werden Naturobjekte mit panchromatischen Gelatineplatten hinter Orange-, Grün- und Blaufilter nebeneinander photographiert, entwickelt, danach Diapositive hergestellt und unter Vorschaltung der dem Dreifarbensystem entsprechend gefärbten Gläser auf ein und dieselbe Stelle einer weißen Wand übereinander projiziert, wobei insbes. durch Miethe mit einem Goerzschen Teilprojektionsapparat schöne Resultate (Berlin 1903, St. Louis 1905) erzielt wurden. Zink in Gotha konstruierte 1895 ein sehr einfaches Photochromoskop. Es besteht, wie obige Figur zeigt, aus einem Kasten, der bei A, B, C stufenförmige viereckige Röhren besitzt, deren Enden mit farbigen Gläsern versehen sind, und zwar ist bei D ein blaues, bei E ein grünes und bei F ein rotes Glas angebracht. Unmittelbar darüber befinden sich photographische Glasdiapositive (mit kombinierter Mattscheibe), wovon jedes einzelne einer bestimmten Farbe ent spricht. Die P. ist in Schwarz gehalten, so daß die Farbe nur dadurch entsteht, daß die leeren Stellen der Glasbilder das farbige Licht durchlassen. Das rote Bild bei F wird durch den Spiegel 3 in der Richtung H (gegen das Auge des Beschauers) reflektiert und muß auf seinem Wege die Spiegelgläser 2 und 3 passieren, wodurch es teilweise geschwächt wird. Das grüne Bild wird durch die nicht belegte Spiegelglasplatte 2 reflektiert und hat die Spiegelplatte 1 zu passieren, und nur das blaue Bild fällt vom Spiegelglas 1 weg unmittelbar in das Auge. Diese mehrfachen Lichtreflexionen und Schwächungen sowie die Abstände der Platten A, B und C gestatten den Ausgleich der Helligkeit der Teilbilder. Man kann auch die dreifarbigen Bilder mit Hilfe von drei Spiegeln vereinigen und direkt beobachten (Bezold 1885). Dies Verfahren ist besonders durch Ives, der für dasselbe ein Photochromoskop konstruierte, vervollkommt worden. Tafel IV, Fig. 7, zeigt den geschlossenen, Fig. 8 den geöffneten Apparat. DM ist eine matte Glasplatte, die das von oben eindringende Tageslicht auffängt. Die verbundenen Bilder werden treppenförmig in den Apparat eingelegt, so daß je zwei stereoskopisch zusammengehörige Positive auf die Flächen R, B, V zu liegen kommen. Diese Flächen bestehen aus durchsichtigen farbigen Glasplatten, und zwar ist R rot, B blau und V grün. Durch geeignete Einkerbungen ist Sorge getragen, daß die Bilder mit ihrem Rähmchen stets nur in der richtigen Lage auf den drei Farbenfiltern liegen können. Um nun die drei farbigen Bilder so zu vereinigen, daß sie alle zusammen gleichzeitig in unser Auge fallen und scheinbar in der gleichen Ebene liegen, benutzt Ives farbige durchsichtige Spiegel, mit denen er eine so innige Verbindung der farbigen Effekte erreicht, wie man sie sonst auf keine Weise herbeizuführen vermöchte. Die beiden Spiegel B´ und V´ liegen hintereinander im Winkel von 45°, ersterer ist blau, letzterer grün. V´ läßt das grüne Bild von V durch und reflektiert das blaue Bild von B. Auf solche Weise gemischt, wird das blaugrüne Bild nun von B´ durchgelassen und dann noch das rote von R reflektiert. In dieser Mischung gelangt schließlich das Bild in unser Auge. Die Herstellung von Bildern für das Chromoskop ist meist keine leichte oder einfache Sache, und bei weitem nicht alle in den Handel gebrachten Bilder entsprechen der Leistungsfähigkeit des Verfahrens.
b) Die subtraktive Farbensynthese erfolgt dadurch, daß man drei farbige Schichten (man wählt meistens gelbe, rote und blaue Diapositive oder mittels Pressendruck hergestellte Schichten) übereinander legt, so daß die Farbe der unten liegenden Schichten die obere passieren muß; dabei werden die Farbenstrahlen der untern Schicht teilweise durch die obere farbige Schicht zurückgehalten (subtrahiert), und es gibt z. B. Gelb und Blau ein Grün, Rot und Blau Violett und alle drei Farben übereinander: Schwarz. Vidal kopierte (1891) in Gelb, Rot und Blau farbige Pigmentbilder auf Films und erzielte durch Übereinanderlegen polychrome Diapositive; Ives (1895), dann Selle (1895) sowie Lumière stellten Chromatgelatinekopien für jede der drei Grundfarben her und färbten sie entsprechend mit Anilinfarben. Das hinter Rot aufgenommene Negativ muß blau, das hinter dem Grünfilter aufgenommene rot und das hinter dem Blaufilter aufgenommene gelb kopiert werden. Zur Herstellung der Lumièreschen Dreifarbendiapositive, die große Naturwahrheit zeigen, wird Chromatgelatine auf eine unveränderliche Papierunterlage gegossen und getrocknet. Bei elektrischem Licht wird unter den Dreifarbennegativen kopiert und auf ein mit Kollodium überzogenes Glas nach Art des Pigmentdruckes übertragen, bestens gewaschen und mit den entsprechenden Farbstofflösungen (Gelb, Blau, Rot) getränkt. Die drei zusammengehörigen farbigen Diapositive werden dann übereinandergelegt (mit Klammer befestigt), um die Farbenwirkung zu prüfen. Im Bedarfsfalle werden einzelne Platten nachträglich intensiver gefärbt oder abgeschwächt. Sind die drei Farben in Ordnung und passen die Diapositive, so werden die Häutchen von der Glasunterlage abgelöst und mittels Gelatine übereinander geleimt. Nach Hesekiels Verfahren geschieht die Aufnahme, indem man hinter drei Filtern auf einer Platte drei Expositionen des Objekts vornimmt. Das Blaubild kopiert man auf eine Diapositivplatte, die nach dem Entwickeln mit rotem Blutlaugensalz ausgebleicht und dann in einer abgestimmten Eisenlösung blau getont wird. Dadurch wird eine feste Unterlage gewonnen. Das Rot- und das Gelbbild werden auf Zelluloidfilms kopiert, die vorher chromiert,[832] nachher in warmem Wasser entwickelt und endlich in besondern Farbbädern getont werden; sie werden auf die Blauplatte aufgelegt.
Viel mehr Verbreitung als Dreifarbendiapositive findet der Dreifarbendruck auf Papier. Der Dreifarbenpigmentdruck wird in neuerer Zeit nach dem Verfahren der Neuen Photographischen Gesellschaft in Berlin betrieben; es werden die Dreifarbennegative auf gelbe, rote und blaue Pigmentgelatineschichten (s. oben, S. 827: Pigmentdruckverfahren), die auf Zelluloidfilms aufgetragen werden, kopiert und schließlich im genauen Passen übereinandergeklebt; es wurde 1905 in Berlin ein photographisches Naturfarbenatelier auf dieser Basis errichtet. Hierher gehört auch der Dreifarbengummidruck, der wohl nur in Amateurphotographenkreisen ab und zu kultiviert wird. Weitaus wichtiger als die hier beschriebenen rein photographischen Methoden der Dreifarbenbilder sind die photomechanischen Verfahren des Dreifarbendruckes. Man übersetzt die drei den Grundfarben entsprechenden Negative in Lichtdruck oder Autotypie etc. und druckt in roter, gelber und blauer Farbe übereinander auf dasselbe Papier, wodurch Mischfarben entstehen (Dreifarbendruck, s. d.). Vgl. Valenta, Die P. in natürlichen Farben (Halle 1894); Krone, Die Darstellung der natürlichen Farben durch die P. (Weimar 1894); Wiener, Farbenphotographie durch Körperfarben (in den »Annalen der Physik und Chemie«, 1895); Neuhauß, Die Farbenphotographie nach Lippmanns Verfahren (Halle 1898); Miethe, Dreifarbenphotographie nach der Natur (das. 1904); Lehmann, Beiträge zur Theorie und Praxis der direkten Farbenphotographie nach Lippmanns Methode (Freib. i. Br. 1906); Donath, Die Grundlage der Farbenphotographie (Braunschw. 1906); König, Die Farbenphotographie (2. Aufl., Berl. 1906).
Die Lichtempfindlichkeit der Silbersalze benutzte schon 1727 der Arzt J. H. Schultze in Halle a. S. zur Reproduktion von in Schablonen geschnittenen Schriftzügen durch das Sonnenlicht. Diese Versuche gerieten indes in Vergessenheit, und ähnliche Bemühungen von Davy und Wedgewood im J. 1802 blieben gleichfalls ohne Erfolg, weil sie kein Mittel fanden, die Kopie zu fixieren, d.h. lichtfest zu machen. Nicéphore Niepce beschäftigte sich seit 1814 mit ähnlichen Arbeiten und suchte zuerst die Bilder der Camera obscura aufzunehmen. 1828 zeigte er Bilder, die mit Hilfe von Asphalt in heliographischer Manier (s. oben) angefertigt worden waren. Somit ist die Asphalt-Heliographie das erste praktische photographische Verfahren. 1829 verband sich Nicéphore Niepce mit Daguerre, der Versuche in gleicher Richtung gemacht hatte, und dieser setzte nach Niepces Tod (1833) seine Untersuchungen allein fort und entdeckte 1837 das nach ihm benannte photographische Verfahren mit jodierten Silberplatten und Quecksilberentwickelung (Daguerreotypie), das 1839 publiziert wurde. Hier wurde zuerst ein bei kurzer Expositionsdauer hervorgerufener unsichtbarer Lichteindruck durch einen zweiten Prozeß, die Entwickelung, sichtbar gemacht. 1839 publizierte Fox Talbot sein Verfahren, Bilder auf Papier zu kopieren, und später einen Negativprozeß auf mit Jodsilber und Silbernitrat getränktem Papier. Dieser wurde die Grundlage der modernen P. Er wurde verbessert durch Niepce de Saint-Victor, der 1847 statt des Papiers jodsilberhaltige Eiweißschichten als Negativplatten verwendete, und Le Gray in Frankreich und Archer in England, die das Kollodium an Stelle des Eiweißes benutzten. Ihr 1851 publiziertes Kollodiumverfahren ist bis um das Jahr 1880 das herrschende geblieben. Dann trat es gegen die hochempfindlichen Gelatineplatten zurück. An der Entwickelung des vom englischen Arzte Maddox (1871) entdeckten Gelatineemulsionsverfahrens haben sich in erster Linie beteiligt: Bennett, der die Steigerung der Empfindlichkeit der Gelatineemulsion durch Wärme erfand, ferner Monckhoven, Abney, H. W. Vogel, Eder. Der neueste Fortschritt besteht in der Herstellung farbenempfindlicher Platten, über deren Entdeckung im Text Näheres mitgeteilt ist (s. oben). Der Positivprozeß erfuhr namentlich durch Einführung des Eiweißpapiers (1848), des Chlorsilberkollodiumpapiers (durch Simpson 1865), des Aristopapiers (s. oben), ferner der Platinotypie (durch Willis 1873, verbessert durch denselben 1878 und 1880). Die Lichtempfindlichkeit des Kaliumbichromats bei Gegenwart organischer Substanzen wurde von Suckow (1832) entdeckt, von Ponton (1839) zur Papierphotographie versucht; Fox Talbot (1852) beobachtete zuerst, daß Bichromat und Gelatine im Licht unlöslich wird. Daran schloß sich die Erfindung des Pigmentverfahrens (Poitevin 1855, verbessert durch Swan 1864), eine erhebliche Verbesserung; der Gummidruck wurde durch Pouncy (1858) erfunden, aber erst 1894 von Rouillé-Ladevèzes der künstlerischen P. insbes. in Kreisen der Amateurphotographen nutzbar gemacht.
Die Kombinationen von P. mit Pressendruck (die sogen. photomechanischen Verfahren) reichen zurück bis 1827. Der von Nicéphore Niepce für sein heliographisches Verfahren angewendete Asphalt, der in dünnen Schichten seine Löslichkeit in Terpentinöl im Lichte verliert, diente später für den ersten photolithographischen Prozeß von Lemercier, Barresvill und Davanne (1852). Niepce de Saint-Victor verbesserte das von seinem Vetter Nicéphore Niepce erfundene heliographische Asphaltätzverfahren durch Aufstäuben von sogen. Aquatintakorn auf die Platte vor dem Ätzen. Das erste photochemische Pressendruckverfahren mit chromsauren Salzen übte Talbot 1852 aus. Er ist Erfinder des photographischen Stahldruckprozesses. Ihm reiht sich Poitevin an, der die von Talbot entdeckte Koagulation von Leim, gemischt mit chromsaurem Kali im Licht, zur Herstellung der Pigmentdrucke (Kohlenbilder) 1855 und später zur Erzeugung von Photolithographien mittels Chromsalze benutzte. Letzteres Verfahren wurde durch Osborne, Asser und James 1859 erfunden. Die Heliographie fand einen Förderer in Pretsch, der 1854 mit einem photogalvanographischen Verfahren hervortrat. Fox Talbot erfand auch die Einätzung eines photographischen Chromleimbildes in Kupfer mittels Eisenchlorid (1858). Klič in Wien erfand die Photogravüre mit Ätzung eines Pigmentbildes in einer Kupferplatte (1879), Meisenbach um 1880 die Hochätzung in Halbtönen mit Netzwerk, auf welchem Gebiet auch Angerer und Göschl in Wien selbständig Hervorragendes schufen. Ives erfand das amerikanische Kupferätzverfahren für die Buchdruckpresse (1886), das in neuester Zeit großen Aufschwung nimmt. Woodbury erfand 1864 den Reliefdruckprozeß, später den von Rousselon verbesserten Prozeß der Photogravüre. Tessié du Mothay trat 1867 mit den ersten noch unvollkommenen Proben von Lichtdruck hervor, der durch A. Alberts in München Eingreifen 1868 einen raschen Aufschwung erfuhr und sich zu einem photographischen Pressendruckverfahren von sehr allgemeiner Anwendbarkeit entwickelt hat, an dessen Vervollkommnung[833] zahlreiche Praktiker gearbeitet haben. Eingebrannte Photographien wurden zuerst von Lafon de Camarsac dargestellt, der sein Verfahren geheim hielt. Nach ihm arbeiteten Joubert (England), Grüne, Obernetter und Leisner (Waldenburg) mit Erfolg in dieser Richtung. Willis führte 1873 den Platindruck ein (s. oben). Der Dreifarbendruck, der auf der Anwendung der drei Grundfarben beruht, wurde manuell vom Kupferstecher Le Blon (geb. 1667 in Frankfurt a. M.) zuerst versucht, von Maxwell (1861) für photographische Prozesse verwendet und von Ducos du Hauron (1868), Cros (1868), Vogel u.a. verbessert. Er gewann seine volle Bedeutung erst durch Anwendung der Dreifarbenautotypie (Buchdruckverfahren). Vgl. Eder, Geschichte der P. (3. Aufl., Halle a. S. 1906).
Vgl. außer den oben bereits angegebenen Spezial schriften: H. W. Vogel, Handbuch der P. (4. Aufl., Berl. 189097; Suppl. 1883); Eder, Ausführliches Handbuch der P. (2.5. Aufl., Halle 18931906, 4 Bde.); Miethe, Lehrbuch der praktischen P. (2. Aufl., das. 1902); Schmidt, Kompendium der praktischen P. (10. Aufl., Leipz. 1906); Pizzighelli, Anleitung zur P. für Anfänger (12. Aufl., Halle 1904) und Handbuch der P. (3. Aufl., das. 1903); David, Ratgeber für Anfänger im Photographieren (35. Aufl., das. 1906); E. Vogel, Taschenbuch der praktischen P. (16. Aufl., Berl. 1906); Knapps »Enzyklopädie der P.« (Halle 1893 ff.); Kaiserling, Praktikum der wissenschaftlichen P. (Berl. 1898); Zeitschriften: »Photographische Mitteilungen« (Berl., seit 1864); »Photographische Korrespondenz« (Wien, seit 1864); »Apollo« (Dresd., seit 1895); »Atelier des Photographen«, redigiert von Miethe (Halle, seit 1894); »Zeitschrift für Reproduktionstechnik«, redigiert von Miethe (das., seit 1899); »Photographische Rundschau« (das., seit 1886); »Deutsche Photographenzeitung« (Weim., seit 1877); »Photographisches Wochenblatt« (Berl., seit 1875); Eders »Jahrbücher für Photographie- und Reproduktionstechnik« (Halle 1887 ff.).
Rechtliches. Gegen unbefugte Nachbildung einer P. schützt den Verfertiger der photographischen Aufnahme das Reichsgesetz vom 10. Jan. 1876, betreffend den Schutz der Photographien gegen unbefugte Nachbildung. Voraussetzung dieses Schutzes ist, daß jede rechtmäßige photographische oder sonstige mechanische Abbildung der Originalaufnahme auf der Abbildung selbst oder auf dem Karton: a) den Namen des Verlegers, bez. die Firma des Verfertigers, b) den Wohnort des Verlegers oder Verfertigers, c) das Erscheinungsjahr der Abbildung enthält. Sind diese drei Bedingungen erfüllt, so ist das Bild auf fünf Jahre gegen Nachbildung geschützt. Den gleichen Schutz genießen alle der P. ähnliche Verfahren, wie Heliographie, Chromolithographie, photographischer Stein- und Metalldruck, Planotypie, Glasdruck etc. Ein unterm 21. Juli 1902 veröffentlichter Entwurf eines Gesetzes über das Urheberrecht an Photographien, der insonderheit auch den Schutz des Einzelindividuums gegen unbefugtes Photographiertwerden, sogen. Recht am eignen Bild, gewähren will, ist bis heute noch nicht Gesetz geworden. Innerhalb der Berner Übereinkunft (s. d.) sind photographische und auf ähnlichem Wege hergestellte Erzeugnisse insoweit geschützt, als die Gesetzgebung eines Landes es zuläßt, und in demselben Maß, in dem sie den gleichartigen einheimischen Werken Schutz zubilligt. Vgl. Steinitz, Der Schutz der Photographien (Berl. 1878); Schrank, Der Schutz des Urheberrechtes an Photographien (Halle 1893); Grünewald, Die Gesetzgebung auf photographischem Gebiete (Dresd. 1896); Schneickert, Der Schutz der Photographien und das Recht am eignen Bilde (Halle 1903); Kohler, Das Eigenbild im Recht (Berl. 1903); Rietschel, Das Recht am eigenen Bilde (Tübing. 1903).
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