Pobjedonoszew

[54] Pobjedonoszew, Konstantin Petrowitsch, Generalprokureur des russ. Heiligen Synods, geb. 1827 in Moskau, wurde auf der Rechtsschule in St. Petersburg, die er 1846 verließ, gebildet, ward 1862 Sekretär des Senats in Moskau und Professor an der Moskauer Universität. Seit 1860 unterrichtete er mehrere Großfürsten, auch den nachmaligen Kaiser Alexander III., in den juridischen Fächern und begleitete 1863 den 1865 verstorbenen Großfürsten-Thronfolger Nikolaus auf dessen Reise durch Rußland. 1868 ward er Senator und 1872 Mitglied des Reichsrats und war 1880 bis 31. Okt. 1905 Oberprokureur des Heiligen Synods, gewann aber auch nach der Entlassung allmählich wieder Einfluß bei Hofe. Ein fanatischer Slawophile und Orthodoxer, übte er unter Alexander III. und Nikolaus II. einen verhängnisvollen Einfluß zugunsten der orthodoxen Kirche sowie der Abkehr von allen freisinnigen Ideen und der Unterdrückung der fremden Nationen und Konfessionen aus. Außer einigen rechtshistorischen Schriften schrieb er einen »Kursus des Zivilrechts« (Petersb. 1868, 2 Bde.) u. a. In deutscher Übersetzung erschien »Sammlung moskowitischer Studien über das politische und geistige Leben der Gegenwart mit Bezug auf Rußland« (Dresd. 1904). Vgl. Dalton, Zur Gewissensfreiheit in Rußland, offenes Sendschreiben an den Oberprokureur des russischen Synods (Leipz. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 54.
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