Moskau [1]

[177] Moskau (russ. Moskwa), russ. Gouvernement, wird von den Gouvernements Twer, Wladimir, Rjasan, Tula, Kaluga und Smolensk umschlossen und umfaßt ein Areal von 33,304 qkm (604,8 QM.). Das Gouvernement ist seiner Oberfläche nach eine von niedrigen Hügeln und steilen Flußufern unterbrochene, im allgemeinen nach SO. abfallende, wellenförmige Ebene von 150–250 m Meereshöhe. Es bildet die Mitte des sogen. moskauischen Steinkohlenbassins, das sich über die Gouvernements Rjasan, Kaluga, Tula, Twer, M., Orel und Nishnij Nowgorod erstreckt. Das Gesamtareal zerfällt in 39 Proz. Wald (vorherrschend Nadelholz), 31,5 Proz. Äcker, 21 Proz. Wiesen und Weiden, 3,2 Proz. sonstiges Nutzland und 5 Proz. Sümpfe und Unland. Von den vielen Flüssen sind schiffbar: die Wolga (auf 10 km Grenzfluß) und deren Nebenflüsse Schoscha und Moskwa. Das vollständig kontinentale Klima ist rauh, die mittlere Jahrestemperatur beträgt in der Hauptstadt 4,47° (Januar -10, Juli +19,2°). Die Bevölkerung betrug 1897: 2,430,581 Seelen, 73 auf 1 qkm; sie sind fast ausschließlich Großrussen und bekennen sich mit 94 Proz. zur griechisch-orthodoxen Kirche; 4 Proz. sind Raskolniken und Altgläubige, der Rest entfällt auf Protestanten, Römisch-Katholische, Juden, Mohammedaner und Armenier. Der Ackerbau deckt auch in den besten Erntejahren noch nicht einmal den Bedarf der Landbevölkerung. Die Getreideernte lieferte 1902: 175,955 Ton. Roggen, 125,689 T. Hafer, 7117 T. Gerste und 402,718 T. Kartoffeln. Weizen wird fast gar nicht gebaut, dagegen etwas Flachs und Hanf sowie stellenweise Hopfen (in Guslizy). Mehr entwickelt ist der Anbau von Gemüsen wie von Stachel-, Johannis- und Himbeeren. In großem Maßstabe wird der Zwiebel- und der Kohlbau in einigen Kreisen betrieben. Der Viehstand, gleichfalls den innern Bedarf nicht deckend, betrug 1902: 214,000 Pferde, 274,000 Stück Hornvieh, 270,000 Schafe und 42,000 Schweine. Die Pferdezucht (berühmt sind die Stutereien von Wojeikow, Tscherkassow, Golochwastow, Scheremetjew etc.) ist etwas zurückgegangen, dagegen macht neuerdings die Geflügelzucht gute Fortschritte. In industrieller Hinsicht nimmt M. den ersten Platz unter allen Gouvernements der Monarchie ein. Nach den Erhebungen von 1900 gab es 2386 gewerbliche Etablissements mit einem Produktionswert von ca. 350 Mill. Rubel und 280,747 Arbeitern, wobei allerdings die Stadt M. (s. d.) eingeschlossen ist. Bedeutende Fabrikorte neben Moskau sind Bogorodsk, Sujewo, Orechowo, Kolomna, Serpuchow. An erster Stelle steht die Baumwollindustrie mit 344 Fabriken, die 108,498 Arbeiter beschäftigten und Waren für 104 Mill. Rubel produzierten. Von größerer Bedeutung sind daneben die Tuchfabrikation, die Seidenspinnerei und -Weberei, die Färberei und Druckerei, namentlich aber die chemische Industrie, in der M. ebenfalls an erster Stelle in Rußland steht, sowie die Maschinenindustrie. Stark entwickelt ist auch die Hausindustrie, insbes. in Spielsachen, Holzschnitzereien, Posamentierarbeiten und Papiermachéwaren, die ca. 165,000 Personen dauernd beschäftigen soll, und das Wandergewerbe. Das Gouvernement zerfällt in 13 Kreise: Bogorodsk, Bronnizy, Dmitrow, Klin, Kolomna, Moshaisk, M., Podolsk, Rusa, Serpuchow, Swenigorod, Wereja und Wolokolamsk.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 177.
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