[345] Primaticcio (spr. -tittscho), Francesco, ital. Maler und Stuckateur, geb. 1504 in Bologna, gest. um 1570 in Frankreich, bildete sich unter Innocenzo da Imola und Bagnacavallo, arbeitete seit 1526 bei Giulio Romano in Mantua und ward 1532 vom König Franz I. zur Ausschmückung des Schlosses Fontainebleau berufen, die er seit 1541 allein leitete. Er ward königlicher Kammerherr, Abt von St.-Martin in Troyes, Almosenier des Königs und unter Franz II. Oberaufseher der königlichen Gebäude. Ölbilder von ihm sind nicht mit Sicherheit nachzuweisen, und da jetzt in Fontainebleau auch fast alle seine Freskobilder restauriert oder zugrunde gegangen sind, so läßt sich seine Tätigkeit nur nach seinen Handzeichnungen (im Louvre, in der Albertina zu Wien etc.) und den Kupferstichen der Fresken von Fontainebleau beurteilen. Danach war er bereits ein Vertreter des Manierismus, der an überschlanken Formen und unnatürlichen Bewegungen Gefallen fand, aber durch seine Neigung zu koketter Eleganz d'm Geschmack der Zeit entgegenkam. Er ist das Haupt der sogen. Schule von Fontainebleau. Als sein Hauptwerk gilt die von Niccolò dell' Abbate ausgeführte Ausmalung der Galerie Heinrichs II. mit den Darstellungen des Olymps,[345] des Parnaß, der Hochzeit des Peleus und der Thetis etc. Er entwarf auch Festdekorationen, Kartons für Teppiche, Grabmäler etc. Vgl. Dimier, Le Primatice (Par. 1900).