Handzeichnungen

[767] Handzeichnungen, alle Zeichnungen, die mit Bleistift, Kreide, Tusche oder Rotstift oder mit der Feder ausgeführt sind. Sie sind entweder ausgeführte Kunstwerke oder bloß skizzenhaft angelegte erste Gedanken und Entwürfe. Die H. großer Meister sind sehr geschätzt und gesucht, weil sie die ursprüngliche Absicht des Künstlers frei von allen Beeinflussungen durch die Schwierigkeiten einer andern Technik zur Anschauung bringen und zugleich über das Entstehen eines Kunstwerkes Aufschluß geben. Daher sind die H. bei der Beurteilung der Schöpfungen eines Leonardo da Vinci, Raffael, Michelangelo, Dürer, Rembrandt und andrer großer Meister von größter Wichtigkeit. Berühmt sind: Claude Lorrains »Liber veritatis«, das alle Bilder, zu denen er sich als Urheber bekannte, in Sepiazeichnung enthält, das fälschlich Raffael zugeschriebene Skizzenbuch in der Akademie zu Venedig, das Skizzenbuch van Dycks von seiner italienischen Reise beim Herzog von Devonshire in Chatsworth und die Sammlung von Bildniszeichnungen Hans Holbeins d. jüng. in Windsor. Bedeutende Schätze von H. berühmter Künstler besitzen das Louvre in Paris, die Sammlung in Oxford (Raffael) und die in Lille (Italiener); am reichhaltigsten ist die Sammlung der Uffizien in Florenz; auch die Museen in Wien, besonders die unter dem Namen »Albertina« bekannte Sammlung des Erzherzogs Albrecht, in Berlin, Dresden etc. enthalten vieles Treffliche, namentlich von Dürer und andern deutschen Meistern und von Niederländern. Neuerlich sind zahlreiche H. auf photographischem Weg, am besten durch A. Braun, Clément u. Komp. in Dornach und die Reichsdruckerei in Berlin meist in den Farbentönen der Originale vervielfältigt, auch sämtliche H. einzelner Meister wie Dürer (s. d.) und Rembrandt (s. d.) veröffentlicht worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 767.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika