[482] Pyrmont, ein mit dem Fürstentum Waldeck (s. d.) vereinigtes Ländchen (Fürstentum), liegt getrennt von jenem zwischen Braunschweig, Hannover, Lippe und der preußischen, zur Provinz Westfalen gehörigen Enklave Lügde und bildet den Kreis P., der auf 66 qkm (1,2 QM.) (1905) 9162 mei st evang. Einwohner zählt. P. hatte bis 1494 eigne Grafen, kam 1557 an Lippe, 1583 an die Grafen von Gleichen und 1625 durch Erbschaft an Waldeck. Die Hauptstadt P., Sommerresidenz des Fürsten und Badeort, liegt im Emmertal am Fuße des Bomberges und an der preußischen Staatsbahnlinie Hannover-Altenbeken, 135 m ü. M., hat eine evangelische, eine altlutherische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein fürstliches Schloß, ein Armen- und Krankenhaus, ein Genesungsheim der Landesversicherungsanstalt Hannover, ein schönes Kriegerdenkmal, ein Denkmal Lortzings, Theater, Amtsgericht, eine höhere Knabenschule (Pädagogium), Schirm- und Zigarrenfabrikation und (1905) 1527 meist evang. Einwohner. P. ist Geburtsort des Bildhauers Drake. Die dortigen Mineralquellen (Zusammensetzung s. Tabellen »Mineralwässer I u. III«), bestehend in 3 Stahlquellen (Hauptquelle, Helenenquelle und Brodelbrunnen) und 3 kohlensäurereichen Solquellen von 1015° (darunter eine neuerbohrte eisenhaltige von 1212,7°), werden vorzüglich gegen Blutarmut, Nervenschwäche, Skrofeln, Gicht, Rheumatismus, Magen- und Darmkatarrhe und Frauenkrankheiten angewandt. Ein Moorbad ist seit 1891 in Betrieb. Die Zahl der Kurgäste beträgt jährlich ca. 23,000. In der Umgebung sind die sogen. Dunsthöhle und auf dem 250 m hohen Schellenberg die Ruine des fürstlichen Schlosses Schell-Pyrmont, ferner der Königsberg mit einem Marmordenkmal Friedrichs d. Gr. und die alte Quäkerkolonie Friedensthal (jetzt Sommerfrische) bemerkenswert. Mit P. hängt das Pfarrdorf Ösdorf zusammen, das Messer- und Tabakfabriken und (1905) 2324 Einw. hat. Vgl. Marcus, Der Kurort P. (2. Aufl., Berl. 1895); Schücking, Bad P. (5. Aufl., Pyrmont 1898); Weber, Bad P. und seine Heilmittel (Paderb. 1903).