Pyrogallussäure

[482] Pyrogallussäure (Pyrogallol, Brenzgallussäure) C6H6O3 oder C6H3(OH)3, ein Trioxybenzol, isomer mit Phloroglucin und Oxyhndrochinon, entsteht beim Erhitzen von Gallussäure C7H6O5 unter Entwickelung von Kohlensäure. Beim Erhitzen von Gallussäure mit dem zwei- bis dreifachen Gewicht Wasser im Dampfkochtopf auf 210° wird die Gallussäure fast vollständig in P. umgewandelt. Sie entsteht auch aus Chlorphenoldisulfosäure und aus Hämatoxylin beim Schmelzen mit Ätzkali. Sie bildet farb- und geruchlose Kristalle, schmeckt bitter, ist leicht löslich in Wasser, schwerer in Alkohol und Äther, reagiert neutral, schmilzt bei 115°, sublimiert bei 210°, sie fällt nicht tierischen Leim, absorbiert in alkalischer Lösung begierig Sauerstoff und färbt sich dabei dunkelbraun; aus den Lösungen der Gold- und Silbersalze scheidet sie metallisches Gold und Silber ab, wobei sie zu Essigsäure und Oxalsäure oxydiert wird, und mit oxydhaltigem Eisenvitriol färbt sie sich blau, mit Eisenchlorid rot. P. erzeugt Erbrechen, Durchfälle, Strangurie, färbt den Harn grün bis schwärzlich, nach stärkerer Dosis treten auf: Schüttelfröste, Methämoglobinämie und Methämoglobinurie, Kollaps. Arzneilich benutzt man P. bei Lupus, Psoriasis und parasitären Hautkrankheiten, ebenso mehrere Verbindungen, wie Lenigallol (Pyrogalloltriacetat), Eugallol (Monoacetat), Saligallol (Disalicylat), Gallacetophenon (Alizaringelb), Pyroform (Wismutoxyjodidpyrogallatoxydul). Man benutzt sie auch in der Photographie, Galvanoplastik, in der Gasanalyse zur Bestimmung des Sauerstoffs, zum Färben der Haare. Mit Phthalsäureanhydrid liefert sie das Gallein (s. d.).[482]

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 482-483.
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