Ržiha

[344] Ržiha (spr. rschi-), 1) Franz, Ritter von, Ingenieur, geb. 28. März 1831 zu Hainspach in Böhmen, gest. 23. Juni 1897 am Semmering, besuchte bis 1851 die Technische Hochschule in Prag, arbeitete dann beim Bau der Semmeringbahn, 1852 bei der Karstbahn und wurde 1856 zum Bau des Tunnels bei Czernitz nächst Ratibor berufen. 1857 führte er mit Knäbel mehrere Tunnels auf der Ruhr-Siegbahn[344] aus. 1860 wandte er zum erstenmal den Ausbau von Stollen mit Eisenschienen an, und 1861 führte er auf dem schwierigsten Teil der Bahn von Kreiensen nach Holzminden das von ihm erfundene Tunnelbausystem in Eisen in die Praxis ein. 1866 trat er in den braunschweigischen Staatsdienst, trassierte und baute mehrere Linien und verwaltete als Oberbergmeister die fiskalischen Braunkohlengruben, bis sie verkauft wurden. 1870 trassierte er in Böhmen und Sachsen, 1871–74 baute er vier böhmische Bahnen, worauf er als Oberingenieur ins österreichische Handelsministerium berufen ward. 1876 erhielt er eine Professur an der Technischen Hochschule in Wien. 1883 wurde ihm der Adel verliehen. Er schrieb: »Lehrbuch der gesamten Tunnelbaukunst« (Berl. 1864–72, 2 Bde.; 2. Aufl. 1874); »Die neue Tunnelbaumethode in Eisen« (das. 1864); »Der englische Einschnittsbetrieb« (das. 1872); »Die Bedeutung des Hafens von Triest für Österreich« (Wien 1873; auch ital. u. engl.); »Eisenbahn-Unter- und Oberbau« (im amtlichen Ausstellungsbericht, das. 1876, 3 Bde.).

2) Martin, Bischof von Budweis, geb. 11. Nov. 1839 in Woslow, gest. 7. Febr. 1907 in Budweis, wurde 1862 zum Priester geweiht, erlangte 1864 in Wien den theologischen Doktorgrad und bald darauf die Professur für Moraltheologie und Pädagogik an der Budweiser theologischen Lehranstalt. 1885 wurde er Nachfolger des Grafen Schönborn auf dem Budweiser Bischofssitz, 1898 Geheimer Rat und im Dezember 1902 in das Herrenhaus berufen, wo er sich der Rechten anschloß.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 344-345.
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