Rapperswil

[604] Rapperswil, Stadt und Hauptort des Seebezirks im schweizer. Kanton St. Gallen (Bahnhof 412 m), auf einer malerischen, in den östlichen Zürichsee vorspringenden Nagelfluhrippe, Dampferstation und Knotenpunkt der Linien Zürich-Wallisellen-Sargans, bez. Winterthur, und R.-Goldau. Für den Verkehr nach Süden diente bis 1878 eine aus dem 14. Jahrh. stammende, ca. 1300 m lange, hölzerne Brücke, die durch Damm und Drehbrücke ersetzt worden ist. Auf dem Da mm steht ein 8 m hoher Grenzstein zwischen den Kantonen St. Gallen, Zürich, Schwyz (Dreiländerstein), im See eine kleine Kapelle. R. hat (1900) 3412 vorwiegend kath. Einwohner, eine katholische und eine prot. Kirche, ein schönes Rathaus, Seiden- und Baumwollfabriken, Stickereien, Emailfabrik, ein Progymnasium, Bürgerspital, eidgenössisches Zeughaus. Imposant ist der Aufstieg zur katholischen Pfarrkirche und dem aus dem 14. Jahrh. stammenden Schloß (436 m) auf dem erwähnten Felsen mit herrlicher Aussicht. Im Schloß seit 1870 ein Polendenkmal und das von Graf Plater gestiftete polnische Nationalmuseum mit zahlreichen ethnographischen Gegenständen, einer Bibliothek von 70,000 Bänden und einem Mausoleum mit dem Herzen Kosciuszkos. – R. ist eine jüngere Gründung der Grafen von R., deren Stammschloß Alt-R. auf der linken Seeseite, auf einem Hügel bei Altendorf, stand und 1350 durch die Züricher zerstört wurde. Nach dem Aussterben des Mannesstammes (1283) kam die Grafschaft an das Haus Habsburg-Laufenburg, von dem sie 1354 durch Verkauf an Österreich überging. 1458 begab sich die Stadt unter die Oberhoheit der Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden und Glarus, die sie 1712 infolge des zweiten Vilmerger Krieges mit derjenigen von Zürich, Bern und Glarus vertauschen mußte. 1803 wurde sie ein Teil des neugeschaffenen Kantons St. Gallen. Vgl. Rickenmann, Geschichte der Stadt R. (2. Aufl., Rapperswil 1879); Dierauer, R. und sein Übergang an die Eidgenossenschaft (St. Gallen 1892); Eppenberger, Die Politik Rapperswils von 1531 bis 1712 (Biel 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 604.
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