Reliquiarium

[790] Reliquiarium (Reliquienschrein), Behälter zur Aufbewahrung von Reliquien. Diese Behälter wurden frühzeitig in Form von Kasten mit dachartigen Deckeln, von Kirchen, Kapellen, Türmen, Särgen etc. angefertigt, aus mehr oder minder kostbarem Material gearbeitet und mit Edelsteinen, Gemmen, Bergkristallen, Perlen, Email etc. besetzt. Die Reliquienglieder ahmten die Gestalt des Gliedes nach, das ganz oder teilweise in dem Behälter aufbewahrt werden sollte (Kopf-, Arm-, Hand- und Fußreliquiarium). Ein Kopfreliquiarium s. Tafel »Goldschmiedekunst«, Fig. 1. Endlich wurden die Reliquien auch in Altäre, Gefäße, Kreuze, Monstranzen und Tafeln eingesetzt, welch letztere entweder auf Füßen standen oder aufgehängt werden konnten. Die Goldschmiedekunst der romanischen Periode hat ihre Technik vornehmlich an Reliquiarien ausgebildet, wobei das Email auf Edelmetall und vergoldetem Kupfer eine Hauptrolle spielte. Am reichsten an Reliquienbehältern sind in Deutschland die rheinischen und westfälischen Kirchen (Aachen, Köln, Paderborn). Auch sind viele in Museen und Privatsammlungen erhalten. In der gotischen Periode wurden Reliquienkasten auch in Holz geschnitzt und nach Art der Kirchen architektonisch behandelt. Berühmt ist der Schrein der heiligen drei Könige im Dom zu Köln und der Ursulaschrein im Johanneshospital zu Brügge mit Gemälden von Memling. Vgl. auch Heiligtumsbuch.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 790.
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