Memling

[586] Memling (Memlinc, fälschlich Hemling), Hans, niederländ. Maler, geb. um 1430 in Mömlingen bei Mainz, gest. 11. Aug. 1494 in Brügge, wird zuerst 1466 urkundlich in Brügge erwähnt, wo er jedoch schon längere Zeit tätig gewesen, und blieb dort bis zu seinem Tod ansässig. Alle übrigen Mitteilungen aus seinem Leben sind sagenhaft. Aus seinen Werken geht hervor, daß er sich unter oder nach Roger van der Weyden, wahrscheinlich in Brüssel, gebildet hat. Er milderte jedoch dessen Herbheit und gab seinen Figuren weniger gestreckte Formen. Trotz mancher Eckigkeiten und Magerkeiten zeigen sie anmutige Bewegung, und ihr zarter Seelenausdruck, ihre tiefe und wahre Empfindung fesseln den Beschauer mit großer Macht. Die naive Liebenswürdigkeit seines Erzählens, seine vollendete Meisterschaft in der Farbe und Modellierung, seine zarte Sorgfalt in der Behandlung stehen in seiner Zeit einzig da, weshalb ihn auch die Italiener besonders bevorzugten. Die Hauptwerke des Künstlers besitzt das Johannishospital in Brügge: Vermählung der heil. Katharina (Flügelaltarbild, 1479), Anbetung der drei Könige (ebenfalls mit Flügeln, 1479), Bildnis der Maria Moreel, als Sibylla persica dargestellt (1480), Madonna mit dem Donator Martin van Nieuwenhoven (1487) und vor allen den St. Ursulakasten mit 14 Darstellungen aus der Legende von den 11,000 Jungfrauen (1489). In der Akademie zu Brügge befindet sich ein Triptychon: in der Mitte die Heiligen Christoph, Maurus, Ägidius, auf den Flügeln der Stifter Bürgermeister Moreel mit seiner Familie. In der königlichen Pinakothek zu Turin befindet sich eine Tafel, die in verschiedenen kleinen Gruppen die Passion Christi (die sieben Schmerzen Mariä) darstellt; in der Pinakothek zu München ein ähnliches Werk mit den sieben Freuden Mariä. In der Greveradenkapelle im Dom zu Lübeck sieht man ein Flügelaltarbild von M., in der Mitte mit der Kreuzigung Christi (1491; beschrieben von Gaedertz, Leipz. 1883). Andere Bilder von ihm befinden sich in den Uffizien zu Florenz, im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin, im Hofmuseum und in der Liechtenstein-Galerie zu Wien, in der Nationalgalerie zu London u. a. O. Nach dem Vorgang Hothos schreibt man jetzt auch das Jüngste Gericht (1467) in der Marienkirche zu Danzig M. zu. M. hat auch Bildnisse gemalt (Bürgermeister Moreel im Museum zu Brüssel, Bildnis eines alten Mannes im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin u. a.). Vgl. Weale, Hans M., zijn levenen zijne schilderwerken[586] (Brügge 1871); Michiels, Memlinc, sa vie et ses ouvrages (Verviers 1883); Wauters, Sept études pour servir à l'histoire de Hans M. (Brüssel 1894); Kämmerer, Memling (Bielef. 1899); F. Bock, Memling-Studien (Düsseld. 1900); Dujardin, L'école de Bruges. Hans M. (Antwerp. 1900); Weale, Hans Memlinc (Lond. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 586-587.
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