Saïd Pascha

[426] Saïd Pascha, 1) Mohammed, Vizekönig von Ägypten, geb. 1822, gest. 18. Jan. 1863, vierter Sohn des 1849 verstorbenen Vizekönigs Mehemed Ali, gelangte als Nachfolger seines Neffen Abbas Pascha 14. Juli 1854 zur Regierung und begann diese mit Abschaffung mehrerer das Volk bedrückenden Handelsmonopole und mit Einschränkung des Sklavenhandels. Im Bestreben, sich von der Pforte frei zu machen, verstattete er Frankreich Einfluß auf die Regierung, unterstützte die Anlegung des Suezkanals, die französische Expedition zur Erforschung der Nilquellen und unternahm im Mai 1862 eine Reise nach Frankreich.

2) Mehemed, mit dem Beinamen »Kütschük« (der Kleine), türk. Staatsmann, geb. um 1835 in Erzerum, ward 1860 als Vizegouverneur nach Syrien geschickt und nach Beschwichtigung der Unruhen zum Pascha ernannt. Er ward darauf Gouverneur des Archipels und von Cypern, war während des russisch-türkischen Krieges 1877 Gouverneur in Tultscha und Tirnowa und erhielt im Herbste den Oberbefehl über ein Korps bei Osmanpazár, das den Russen einige Schlappen zufügte, aber vor der wachsenden Übermacht zurückweichen mußte. Nach dem Kriege wurde S. Kabinettssekretär des Sultans Abd ul Hamid sowie Mitglied der Reformkommission, dann Minister der Zivilliste und im Oktober 1879 Premierminister. Zwar wurde er schon im Juni 1880 durch englischen Einfluß gestürzt, aber nach drei Monaten in sein Amt wieder eingesetzt (bis Mai 1882) und war vom Dezember 1882 bis 25. Sept. 1885 von neuem Großwesir. Dann wiederholt Minister des Äußern, war er 1895 kurze Zeit (8. Juni bis 3. Okt.) und 17. Nov. 1901 bis 15. Jan. 1903 wieder Großwesir. – Nicht zu verwechseln mit diesem S. sind: a) Schischman S. (der sogen. dicke Saïd), früher Generalgouverneur des Archipels, vom Mai bis November 1882 Minister für Reformen, dann des Äußern, 1883 Botschafter in Berlin, 1885 Minister des Auswärtigen, und b) der 1879 von Osman Pascha gestürzte Palastmarschall S., später Gouverneur von Konia, ein begeisterter Englandfreund.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 426.
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