Scheidenkatarrh

[724] Scheidenkatarrh, ansteckender (Knötchenseuche), eine erst in den 1890er Jahren bekannt gewordene, seitdem aber weitverbreitete, ansteckende Geschlechtskrankheit der Rinder. Es entsteht eine heftige, schmerzhafte Entzündung der Scheidenschleimhaut mit allgemeiner Rötung, schleimig-eiterigem Belag und eigenartiger Knötchenbildung sowie Ausfluß. Der S. ist schwer heilbar, erfordert tierärztliche Behandlung und bedingt sehr oft Fehlgeburt und folgende Unfruchtbarkeit. Die Übertragung erfolgt sowohl von kranken Kühen auf gesunde durch Vermittelung der Abgänge, der Streu etc., als namentlich bei der Begattung, indem der Bulle beim Sprung von einer kranken Kuh den Ansteckungsstoff empfängt und diesen, ohne selbst zu erkranken, auf gesunde Kühe überträgt. Zur Vorbeuge empfiehlt sich desinfizierende Waschung der Rute des Bullen vor, bez. nach dem Sprung, eine Maßregel, die sich auch wegen der Möglichkeit der Übertragung andrer Ansteckungsstoffe namentlich dann empfiehlt, wenn ein Bulle für Kühe verschiedener Ställe oder neuzugekaufte Tiere verwendet wird. Der ebenfalls durch den Geschlechtsakt übertragbare Bläschenausschlag (s. d.) unterscheidet sich vom S. durch seine Gutartigkeit, Fehlen der Eiterung und Knötchenbildung sowie freiwillige Heilung. Nach dem Auftreten des Scheidenkatarrhs im Stall ist Reinigung und Desinfektion nötig. Noch gefährlicher, oft tödlich und sehr ansteckend ist die seltene Scheidennekrose, bei der sich ein filziger, rauher Belag auf der Schleimhaut bildet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 724.
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