[777] Schiffhebung, die Hebung gesunken er Schiffe, wird als Erwerbsgeschäft von Bergungsgesellschaften betrieben; Svitzers Gesellschaft in Kopenhagen, Neptun in Stockholm und der Nordische Bergungsverein in Hamburg unterhalten gemeinschaftlich Bergungsdampfer in Gibraltar, Messina, Alexandria, Malta, im Piräeus, in Konstantinopel und einem Hafen des Schwarzen Meeres (Sulina, Constanza oder Odessa), die mit Werkzeug zur S. dahin geschickt werden, wo Seeschiffe gestrandet oder gesunken sind. Die Dampfer (s. Tafel »Schiffbau II«, Fig. 7) besitzen sehr kräftige Pumpen, um gesunkene Schiffskörper leer zu pumpen und dadurch hebefähig zu machen. In den meisten Fällen müssen Taucher unter den gesunkenen Schiffen Ketten oder sehr starke Stahltrossen hindurchlegen, mit denen später die Hebung herbeigeführt werden soll. Da Taucherarbeiten nur unter sehr günstigen Umständen, d.h. in stromfreiem Wasser mit festem Sandgrund, im äußersten Fall auf 50 m Tiefe ausgeführt werden können, ist die Hebung von Schiffen also nur aus mäßigen Wassertiefen möglich. Alle Taucherarbeiten auf mehr als 30 m Tiefe sind schon Wagnisse, die mit großen Gefahren für die Taucher verbunden sind. Je heftiger die Strömung ist, um so schwieriger wird die Arbeit für die Taucher. Wo aber der Meeresboden aus Triebsand vesteht, versinkt das Schiff oft völlig und kann nicht mehr gehoben werden. Sobald die gesunkenen Schiffe mit den Bergungsdampfern und ihren Leichterfahrzeugen (großen gedeckten Kähnen von großer Tragfähigkeit) durch Ketten oder Stahltaue verbunden sind, versucht man, dem gesunkenen Schiffskörper wieder Auftrieb zu geben. Wenn es nicht gelingt, durch Taucherarbeiten alle Öffnungen des Schiffes zu verschließen und dann das Wasser aus dem Raum mit den Pumpwerken des Bergungsdampfers auszupumpen, so versucht man, das gesunkene Schiff in eine für die Hebung geeignete Lage zu bringen, dann durch den Aufbau wasserdichter Holzschächte (Kofferdämme) die Saugrohre der Pumpendampfer ins Innere des Schiffes zu leiten und den Schiffskörper wenigstens bis zur Wasserlinie zu heben. Der Schiffskörper wird gehoben, indem an jeder Seite Hebeprahme an den unter dem Schiffe hindurchgeführten Ketten und Stahltrossen befestigt werden. Die Hebeprahme (oder Bergungsprahme) sind pontonartig gebaute, sehr starke und sehr tragfähige Fahrzeuge. Ihr Raum ist in viele Zellen geteilt, die so weit mit Wasser gefüllt werden, daß die Prahme zunächst etwa 4 m tiefer als in unbelastetem Zustand gesenkt werden können. In diesem gesenkten Zustand werden die Hebeprahme mit den Hebeketten oder -Tauen straff verbunden; dann werden mit Dampfpumpen die gefüllten Räume der Hebeprahme entleert und dadurch das an den Prahmen hängende gesunkene Schiff gehoben, bis es frei vom Grund ist und nun in einen Hafen geschleppt werden kann, wo die vollständige Hebung mit einem Schwimmdock oder durch Aufwinden der Hebeketten erfolgt. Die Hebefahrzeuge neuerer Art (s. Tafel »Schiffbau II«, Fig. 6) sind Dampfer, ähnlich den Bergungsdampfern, aber mit Hebekranen ausgerüstet. Alter ist der Gebrauch kleiner, um den gesunkenen Schiffskörper herum an gebrachter hölzern er Luftkasten. Diese Kamele sind eiserne, leere, luftdicht zu schließende große kofferartige Tragekörper, die mit Tauwerk und Ketten am Schiffskörper befestigt werden; sobald genug Kamele angebracht sind, hebt sich das gesunkene Schiff und kann geborgen werden. Eine besondere Form moderner Kamele haben Clark und Stanfield angegeben. Kamele für die Flußschiffahrt hat Widmann in Mannheim entworfen; sie heben beladene Fahrzeuge, um ihren Tiefgang zu verkleinern und dadurch das Passieren von flachen Stellen im Fahrwasser zu ermöglichen. Durch ähnliche Arbeiten wie für die S. werden von den Bergungsdampfern gestrandete, d.h. auf flachem Grund festgefahrene Schiffe wieder flott gemacht; ist der Grund hart, so muß das Schiff gehoben werden, daß es frei schwimmt; ist der Grund weich, so kann man auch zuweilen den Grund vertiefen, um das Schiff flott zu machen. Man benutzt zwei Bagger, von denen einer mit einer mächtigen Strahlpumpe den Grund unter dem Schiff aufwühlt, während der andre an der andern Schiffsseite mit seinem Sauger den Sand und Schlamm fortsaugt.