[167] Schwefelsäurevergiftung, eine durch den Genuß von konzentrierter oder verdünnter Schwefelsäure hervorgerufene Erkrankung, kommt besonders bei Selbstmordversuchen weiblicher Dienstboten, jedoch auch durch zufällige Verwechselungen vor. Die S. mit starker Säure bewirkt sofortiges Absterben aller mit der Säure in Berührung kommenden Oberflächen des Mundes, Schlundes, der Speiseröhre, des Magens und oftmals auch des Darmes. Alle genannten Flächen sind in einen grauen, trockenen Schorf verwandelt. Im Magen reicht die Ätzung manchmal durch die ganze Dicke der Wand, so daß es zum Durchbruch in die Bauchhöhle kommen kann. Der Tod erfolgt unter großen Qualen innerhalb einiger Stunden bis Tage. Bei der verdünnten, 1520prozentigen käuflichen Schwefelsäure findet eine schwächere Ätzung statt, dagegen sind oft enorme Blutungen im Magen und Dünndarm zu beobachten. Bei dünnern Säuren bleibt die Ätzwirkung aus, der Tod erfolgt vielmehr durch Aufnahme der Säure in die Körpergewebe (Säurevergiftung). Die Behandlung der S. ist beim Genuß größerer Mengen konzentrierter Säure meist ohne Erfolg; aber auch nach Heilung der eigentlichen Vergiftung folgen der Ätzung höchst lästige Narbenschrumpfungen und Verengerungen von Speiseröhre und Magen, die oft noch nach Jahren mittelbar zur Todesursache werden. In jedem Fall ist die Entleerung der im Magen vorhandenen freien Säure durch vorsichtiges Ausspülen erste Aufgabe. Zur Neutralisierung des Darminhalts reiche man große Mengen gebrannter Magnesia in Wasser oder Lösung von kohlensaurem Natron (Soda).