Schweinfurth

[179] Schweinfurth, Georg, Afrikareisender, geb. 29. Dez. 1836 in Riga, studierte in Heidelberg, München und Berlin Naturwissenschaften und unternahm zur botanischen Erforschung der Nilländer 1863–66 eine Reise nach Ägypten, auf der er bis an die Grenze Abessiniens gelangte. Im Auftrag der Humboldt-Stiftung in Berlin begab er sich 1868 wieder nach Ägypten, ging 5. Jan. 1869 von Chartum den Weißen Nil aufwärts zum Bahr el Gazal und Djur, durchzog mit Elfenbeinhändlern die Länder der Dinka, Bongo und Niam-Niam, entdeckte im Lande der Monbuttu den Uëlle-Makua (Ubangi), brachte Kunde von dem Zwergvolk der Akka, verlor aber durch einen Lagerbrand fast alle seine Aufzeichnungen und reichen Sammlungen sowie seine ganze Habe. Doch gelangte er 27. Juli 1871 wohlbehalten wieder nach Chartum und kehrte im November d. J. nach Europa zurück. Im Auftrag des Chedive Ismail gründete S. 1875 die Geographische Gesellschaft in Kairo, war eine Zeitlang Vorsitzender des Institut Égyptien daselbst und erforschte auf zahlreichen Reisen besonders die botanischen, geologischen und kulturgeschichtlichen Verhältnisse Ägyptens und der anstoßenden Wüstengebiete. So bereiste er 1874 die große Oase in der Libyschen Wüste, 1876 mit Güßfeldt die Arabische Wüste; 1880[179] nach einer fünften Reise in die Arabische Wüste erforschte er die Flora des Libanon; 1881 begleitete er Riebeck durch die Arabische Wüste und nach Südarabien und Sokotra, 1882 untersuchte er das Niltal von Siut bis Assuan, 1883 die Küste von Marmarica und die geologischen Verhältnisse der Umgegend von Kairo; 1884–85 unternahm S. wieder eine ausgedehnte Reise durch die Arabische Wüste, 1887 erforschte er mit Walther die geologischen Verhältnisse der Pyramidenregion, darauf die Arabische Wüste; 1888 erforschte er botanisch das Glückliche Arabien. Seit 1889 ist S. in Berlin ansässig, bereiste aber noch 1891, 1892 und 1894 die italienische Kolonie Erythräa. Sein Bildnis s. Tafel »Afrikaforscher I«. Außer zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften hat S. veröffentlicht: »Im Herzen von Afrika« (engl., Lond. 1874, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1874, 2 Tle.; neue Bearbeitung in 1 Bd. 1878; auch franz., ital. u. türk.); »Beitrag zur Flora Äthiopiens« (Berl. 1867); »Artes africanae. Abbildungen und Beschreibungen von Erzeugnissen des Kunstfleißes zentralafrikanischer Völker« (Leipz. u. Lond. 1875); mit Ascherson: »Flora von Ägypten« (Kairo 1887); »Sammlung arabisch-äthiopischer Pflanzen« (Genf 1894); »Aufnahmen in der östlichen Wüste von Ägypten« (10 Blätter, Berl. 1900–02).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 179-180.
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