Sennesblätter

[345] Sennesblätter (Folia Sennae), die Blätter mehrerer Arten von Cassia (s. d.), nach dem deutschen Arzneibuch die Blätter von C. angustifolia, und zwar nur die Fiederblättchen mit Stücken der Blattspindel, variieren ungemein in der Form, sind hellgrün, von schwachem, eigentümlichem Geruch und unbedeutend schleimigem, dann schwach süßlichem und etwas bitterlich kratzendem Geschmack. Man unterscheidet auf dem Markte die Blätter aus dem obern und östlichen Nilgebiet im weitern Sinne, die aus dem Sudân, und die arabischen, die zum Teil mit den in Indien gebauten als indische S. zusammengefaßt werden. Nach den Hauptstapelplätzen werden diese Sorten gewöhnlich als alexandrinische (Apalto-, Paltsenna), tripolitanische, indische (Mekka- und Tinnivelly-) S. bezeichnet. Als wirksamen Bestandteil enthalten die S. amorphe Kathartinsäure (Kathartin), zwei Glykoside Sennapikrin und Sennakrol, außerdem Kathartomannit, Chrysophansäure etc. Man benutzt S. als abführendes Mittel; da sie aber bei manchen Personen Leibschmerzen verursachen, so behandelt man sie mit Weingeist, um einen harzartigen Stoff, dem jene Wirkung zugeschrieben wird, auszuziehen. Beliebte Präparate sind das Wiener Tränkchen (für Kinder), Senneslatwerge, der St. Germain-Tee (mit entharzten Blättern) und das Kurellasche Pulver. Die Früchte der Senna wurden erst im 8. Jahrh. bekannt, die Blätter wahrscheinlich im Anfang des 11. Jahrh.; sie dienen noch jetzt als eins der gebräuchlichsten Abführmittel und besitzen den Vorzug, keine nachfolgende Verstopfung und keine Schwächung der Verdauungsorgane zu erzeugen, doch sollten sie nur vorübergehend bei hartnäckiger Stuhlverstopfung angewendet werden. Bei entzündlicher Anlage, bei Schwellung der Hämorrhoidalgesäße, Schwangerschaft, Menstruation, Neigung zu Krämpfen oder Kolik sind sie ausgeschlossen. Über deutsche oder falsche S. (Blasensennesblätter) s. Colutea.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 345.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: