Settembrīni

[382] Settembrīni, Luigi, ital. Literarhistoriker, geb. 17. April 1813 in Neapel, gest. daselbst 3. Nov. 1876, verbrachte seine Jugend in drückenden Verhältnissen, bis er 1835 eine Stelle am Lyzeum in Catanzaro erhielt. Im J. 1839 politischer Umtriebe angeklagt, wurde er nach 31/2 Jahren zwar freigesprochen, aber nicht wieder angestellt. 1847 richtete S. an die Völker Europas anonym den berühmten Protest gegen die Herrschaft der BourbonenProtesta del popolo delle Due Sicilie«; Neudruck, Neap. 1905). Der Urheberschaft verdächtigt, flüchtete er nach Malta. 1848 ward er dann 11/2 Monat Unterrichtsminister in Neapel. Nach der Reaktion (1849) wurde er zum Tode verurteilt, aber zu lebenslänglicher Kerkerhaft begnadigt (1851). 1859 entkam er nach London. Im Gefängnis hatte er sich mit einer Übersetzung des Lukian beschäftigt, die er später herausgab (Flor. 1861–62, 3 Bde.). Seit 1860 lebte er wieder in Neapel, zuerst als Studieninspektor, dann als Professor der italienischen Literatur an der Universität und wurde 1873 zum Senator ernannt. Die ganze Eigenart seines Geistes verrät sich in seinen »Lezioni di letteratura italiana« (Neap. 1867–72, 3 Bde.; 15. Aufl. 1892–93), dem das leidenschaftliche Naturell des Neapolitaners eine außerordentliche Lebendigkeit des Stils verleiht. Vgl. dazu Zumbini, Studi di letteratura italiana (Flor. 1894), auch De [382] Sanctis, Nuovi saggi critici (Neap. 1879). Nach seinem Tod erschienen seine Autobiographie: »Ricordanze della mia vita« (Neap. 1879–80, 2 Bde.; 23. Aufl. 1903; abgekürzte Ausg. 1906; deutsch von Kirchner, Berl. 1892), eine Sammlung seiner kleinern Schriften (»Scritti vari«, Neap. 1879, 2. Aufl. 1889) und sein. Briefwechsel (»Epistolario«, das. 1883; 4. vermehrte Aufl. 1898). Vgl. De Gubernatis, Ricordi biografici (Flor. 1873); Torraca, Luigi S. (Neap. 1877); Monnier in der »Nouvelle Revue«, 1881.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 382-383.
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