[459] Signorelli (spr. ßinjo-), Luca, ital. Maler, Hauptmeister der florentinischen Schule, geboren wahrscheinlich 1441 in Cortona, gest. daselbst Ende 1523, war Schüler des Piero della Francesca in Arezzo, bei dem er besonders die Perspektive und die Darstellung des Nackten lernte, und bildete sich dann nach den Meistern in Florenz (Melozzo da Forli), wo er eine Zeitlang tätig war und unter anderm für Lorenzo de' Medici Pan unter den Hirten (jetzt im Museum zu Berlin) und ein Madonnenbild (jetzt in den Uffizien zu Florenz) malte. Um 1480 malte er in Loreto die achteckige Sakristei an der Kirche mit Figuren von Engeln, Aposteln, Evangelisten etc. aus. Von 148284 war er in Rom, wo er in der Sixtinischen Kapelle ein Fresko zur Geschichte des Moses ausführte. Im Kloster Mont' Oliveto zu Siena malte er um 1498 den Freskenzyklus aus der Legende des heil. Benedikt. Unmittelbar darauf erhielt er den Auftrag zu seinem Hauptwerk, der Ausschmückung der Capella della Madonna im Dom zu Orvieto, wo er von 1499 bis um 1505 in reicher ornamentaler Einrahmung die letzten Dinge mit dem Jüngsten Gericht darstellte. Kurzen Aufenthalt nahm S. 1508 und 1512 in Florenz, 1508 und 1517 in Rom. Berlin besitzt außer dem genannten Bilde noch zwei schöne Altarflügel, eine Begrüßung von Maria und Elisabeth und das prachtvolle Bildnis eines ältern Mannes, die Nationalgalerie zu London ein auf Leinwand übertragenes Fresko: der Triumph der Keuschheit mit der Züchtigung Amors, der Dom zu Perugia eine thronende Madonna mit Heiligen (1498), die Kirche San Domenico zu Città di Castello ein Martyrium des heil. Sebastian (1496), die Brera in Mailand eine Stäupung Christi, die Akademie zu Florenz eine unter der Dreifaltigkeit thronende Madonna mit Heiligen etc. und der Dom zu Cortona ein Abendmahl und eine Beweinung. Viele Werke befinden sich in den kleinen Städten des obern Tibertals. Mit Originalität und Größe der Erfindung, dramatischer Auffassung und Kühnheit der Phantasie, die durch seine Studien von Dantes »Göttlicher Komödie« noch gesteigert wurden, verband S. Herbheit und Strenge der Formengebung und eine kräftige Färbung. In der oft gewaltsamen Bewegung seiner Figuren war er ein Vorläufer Michelangelos. Vgl. R. Vischer, Luca S. (Leipz. 1879); Kraus, Luca Signorellis Illustrationen zu Dantes »Divina Commedia«, zum erstenmal herausgegeben (Freiburg 1892), Maud Cruttwell, Luca S. (Lond. 1899), Mancini, Vita di Luca S. (Flor. 1903).