Sigurdsson

[460] Sigurdsson, Jón, isländ. Gelehrter und Politiker, geb. 17. Juni 1811 zu Rafnseyri im nordwestlichen Island als Sohn eines Pfarrers, gest. 7. Dez. 1879 in Kopenhagen, wurde Sekretär des gelehrten Bischofs Steingrimur Jonsson und ging 1833 nach Kopenhagen, wo er nordische Philologie und isländische Geschichte studierte. Er war lange Vorsitzender der Isländischen literarischen Gesellschaft, 1847–65 auch Archivar der Nordischen antiquarischen Gesellschaft. Seit früher Jugend ein eifriger Vorkämpfer der Rechte des isländischen Volkes auf innere Autonomie und auf Wiederherstellung seiner alten gesetzgebenden Versammlung, ward S., als die dänische Regierung 1845 ein Althing mit beratender Stimme einsetzte, in dasselbe gewählt und war 1849–57, bez. 1865–79 dessen Vorsitzender. Seine politischen Bestrebungen, die er auch in der von ihm gegründeten Zeitschrift »Ný Fèlagsrit« (1841–73) verfocht, wurden mit Erfolg gekrönt. 1854 wurde das dänische Handelsmonopol beseitigt, und 1874 erhielt Island eine freie Verfassung und ein Althing mit gesetzgebender Gewalt, das 1875 S. einen jährlichen Ehrensold von 3200 Kr. bewilligte und 1878 seine reiche Bibliothek für Island ankaufte. Außer vielen Abhandlungen in skandinavischen Zeitschriften veröffentlichte er: »Islendinga Sögur« (1843–47, 2 Bde.); »Snorras Edda« (1848–52); »Islendsk Fornqvädi« (mit Sv. Grundtvig, 1854–59, 3 Bde.); »Om Islands statsretlige Forhold« (1855); »Diplomatarium Islandicum« (Bd. 1, 1857–76; umfaßt die Jahre 874–1264); »Lovsamling for Island« (1853–77, 17 Bde.; umfaßt die Jahre 1096–1859). Vgl. K. Maurer, Zur politischen Geschichte Islands (Leipz. 1880); »Jón S., the Izelandic patriot« (Reykjavik 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 460.
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